Die Geschichte des Gin

Woher kommt Gin ursprünglich?

Eine der Spirituosen, die bei der Herstellung am meisten Spielraum für Kreativität bieten, ist der Gin. Für ihn ist nämlich nur eine einzige Zutat vorgeschrieben: Der Wacholder.

Der im Deutschen der Spirituose ihren Namen Wacholderschnaps verleiht und auch die Bezeichnung im internationalen Rahmen inspiriert hat. Dazu gehört der Gin zu den beliebtesten Spirituosen und in Anbetracht der Tatsache, dass es derzeit schon allein über 65 Ginmarken aus Deutschland zu kaufen gibt, lohnt sich ein Blick auf die Geschichte des Gins.

Was ist der geschichtliche Hintergrund von Gin?

Die Entstehung des Gin lässt sich nicht eindeutig belegen, sondern die Informationen stellen die allgemeingültige und als am wahrscheinlichsten geltende Geschichte von Gin dar. Wie dies auch bei manchen anderen Spirituosen wie z. B. dem Kräuterlikör der Fall ist, erblickte der Gin im Zuge von pharmazeutischen Experimenten das Licht der Welt. Der Grund für seine Entstehung war die Suche nach einer Art Wunderheilmittel, mit dem speziell Verdauungs- bzw. Magenbeschwerden bekämpft werden sollten.

Gin Geschichte vom Genever zum Gin

Gin Geschichte - Wer hat's erfunden?

Auf die "Schnapsidee" kam ein Mediziner aus den Niederlanden, der deutsche Wurzeln besaß: Francois de la Boë lebte von 1614 bis 1672. Er wurde in der deutschen Stadt Hanau geboren und praktizierte in Holland Medizin. Der Niederländer experimentierte mit chemischen Prozessen, um deren mögliche Auswirkungen auf die Medizin bzw. Nutzung in der Medizin zu studieren.

Die Geschichte des Gin beginnt wohl schon Jahrhunderte vor dem Mittelalter, entscheidend ist hierbei Dr. Francois de la Boë für seine Namensgebung. Der Doktor stieß bei seinen Nachforschungen auf die altbekannte Praxis, Alkohol mit Wacholder zu mischen. Jenes Experiment wurde schon rund 1.000 Jahre nach Christi Geburt in der Schule von Salerno durchgeführt und erschien ihm vielversprechend, da Wacholder für seine Wirkung bekannt war. Man konnte mit der Pflanze u. a. Sodbrennen, Verdauungsstörungen und Harn-Probleme lindern. Der Arzt nahm sich dem Alkohol-Wacholder-Gemisch an und entwickelte es weiter, indem er andere pflanzliche Zutaten beigab – der Vorläufer für die heutigen Botanicals, zu denen vor allem Koriander gehört. Der Forscher feilte an seiner Kreation, taufte sie auf den Namen Genever und gab sie ab Mitte des 17. Jahrhunderts an seine Patienten aus, um deren Magenbeschwerden und Nierenerkrankungen zu bekämpfen. Damit brachte er einen Stein ins Rollen, denn sein cleveres Heilmittel wurde eher aufgrund seines leckeren Geschmacks als aufgrund seines medizinischen Effekts geschätzt. Die Patienten ebneten den Weg dafür, dass der Genever – alternative Schreibweise Jenever – zum beliebten Genussmittel in Holland wurde. Dies war die Geburtsstunde in der Gin Geschichte.

Die Geschichte von Gin in England

Vom Genever zum Gin

Die Nachfrage nach Genever stieg so sehr, dass de la Boe Brennereien mit der Herstellung beauftragte und mit der Abfüllung und dem Verkauf im größeren Stile begann. Was erst die Stadtbewohner von Amsterdam komplett von sich einnahm, trat seinen Siegeszug in ganz Holland an. Es steht zu vermuten, dass die damals gegründete, renommierte Brennerei von Lucas Bols zuallererst in der Geschichte des Gin mit der Produktion von Wacholderschnaps beauftragt wurde und dem Schnaps zu seinem exzellenten Ruf verhalf. Aber warum werden in
der Geschichte des Gin dann eher die Engländer als die Niederländer mit dem Gin in Verbindung gebracht? Eigentlich hinderten Kriege in vielen Ländern der Welt meist die Produktion von Spirituosen, doch im Falle von Genever verhalf sie dem Produkt zu Weltruhm. Die Rede ist vom Spanisch-Holländischen Krieg während des 16. und 17. Jahrhunderts, der diverse Regionen der Welt und nicht nur Europa in Aufruhr brachte. Großbritannien bzw. England war ein Verbündeter der Niederlande, sodass die Truppen sich vermischten. Darf man den Berichten Glauben schenken, deckten sich die holländischen Soldaten mit Rationen an Genever ein und machten so die britischen Soldaten mit dem Wachholderschnaps vertraut. Jene waren so begeistert von der Spirituose, dass sie ihn mit in ihre Heimat brachten und in England die ersten Experimente mit Genever in Gang setzten. Die Engländer kamen auf den Geschmack und machten im Sprachgebrauch als auch in der Herstellung aus dem Vorläufer Genever den bekannten Gin.

Gin Craze - Geschichte des Gin und seine Folgen

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam Queen Anne an die Macht, und sie machte es möglich, dass theoretisch jeder Engländer ohne Lizenz den modifizierten Wacholderschnaps herstellen durfte. In den 20er-Jahren des 18. Jahrhunderts lag der jährliche Konsum von Gin in England bei rund fünf Millionen Gallonen, wobei dieser Anteil von etwa sechs Millionen Engländern getrunken wurde. Diese Mengen hatte einen riesigen Nebeneffekt: Der Gin verlor an Qualität und authentischem Charakter, weil man so schnell so viel davon anfertigen musste. So war es Zeit für einen weiteren Meilenstein in der Gin-Geschichte: Im Jahre 1736 verabschiedete man in England den sogenannte "Gin Act". Er sah es vor, dass für die Herstellung eine Lizenz erworben werden musste und dass die Abgabemengen auf mindestens zwei Gallonen auf einmal erhöht wurden. Auf der einen Seite konnten sich nur wenige Betriebe die Lizenzgebühr von 50 Pfund Sterling leisten, und auf der anderen Seite war kaum ein Bürger so reich, dass er zwei Gallonen kaufen konnte. Es gab eine Zeit, in der in London nur noch zwei Brennereien Gin produzierten. Da der Begriff Gin bzw. die Herstellung per festgelegter Definition geregelt war, dachten sich die findigen Engländer einfach kleine Abwandlungen und Veränderungen aus, um weiterhin rege Wacholderschnaps zu gewinnen und genießen. Man senkte den Preis für die Lizenz und verbot es den Herstellern, Gin an den Endverbraucher zu verkaufen. Das brachte den Effekt mit sich, dass die Genever-Nachfolger endlich wieder an Qualität gewann. Ein neues Zeitalter wurde eingeläutet, das treffenderweise als "Gin Craze" in die Gin Geschichte einging.

Gin Geschichte in England
Gin Geschichte und Entwicklung zum Longdrink

Die Entstehung eines beliebten Longdrinks

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts hielt die industrielle Revolution in England Einzug, was es nach sich zog, dass Arbeiter in Scharen vom Land in die Stadt zogen und die Nachfrage nach Gin erneut stieg. In jener Zeit entstanden die Gin Palaces, bestimmte Formen von Pubs, in denen Gin in enormen Mengen ausgeschenkt wurde. Gleichzeitig senkte man die Steuern auf gebrannten Alkohol, sodass ab den 20er-Jahren die Herstellung von Gin erneut anstieg. Mit den Maschinen und dem neuzeitlichen Denken der industriellen Revolution blieben Innovationen bei der Ginproduktion nicht aus. Die traditionelle Form der Destillation, die im pot still (Brennkessel aus Kupfer) auf diskontinuierliche Weise erfolgte, wurde langsam, aber sicher durch die von Aeneas Coffey weiterentwickelte Destillation optimiert.

Davon einmal abgesehen begannen die Briten in den tropischen Kolonien wie in Asien damit, sich mit Chinin gegen Malaria zu schützen. Den bitteren Geschmack linderten sie durch die Beigabe von Sodawasser und Zucker. Damit war das chininhaltige Tonic Water geboren, das bis heute als kohlensäurehaltiges und herbes Erfrischungsgetränk weiterlebt. Das Getränk begannen die Engländer in Indien und anderen Ländern mit ihrem heißgeliebten Gin zu mixen. Das wiederum war die Geburtsstunde von Gin & Tonic, einem einfachen, aber allseits beliebten Longdrink.

Weitere Entwicklung in der Geschichte des Gins

Sowohl in England selbst als auch im Ausland wirkten sich weitere Faktoren auf die Gin-Entwicklung aus. Man dachte sich das Verfahren für den London Dry Gin aus, der bis heute zu den Klassikern gehört und hohe Standards setzt. Parallel dazu entstanden neben dem herkömmlichen Dry Gin schrittweise weitere Ginsorten wie der Old Tom Gin und der Plymouth Gin. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen die Mixgetränke in Umlauf und man begann den Begriff Cocktail zu nutzen. Durch die Prohibition der USA war das landesweite Verbot der Herstellung, des Transports und des Verkaufs von Alkohol verboten. Die Prohibition in den Vereinigten Staaten wirkte sich vorteilhaft auf die Produktion in England aus.

Kaum war die Prohibition aufgehoben und sorgte für normale Zustände, brachte der Zweite Weltkrieg erschwerte Produktionsbedingungen mit. Die Armee wollte ihren guten alten Gin jedoch nicht missen und trug ihn in die weite Welt hinaus. Die Soldaten wurden mit einer täglichen Ration Gin ausgestattet. Dieser Boom fand allzu rasch ein Ende, denn die Revolution in den 60er-Jahren sorgte für ein rebellisches Aufbegehren und die Suche nach Neuem.

Gin Geschichte zum Flavoured Gin

Der Gin und seine Besonderheiten

England steht nach wie vor an der Spitze der Ginproduktion. Daneben hat sich Deutschland als Ginproduzent etabliert und mischt den nationalen wie internationalen Markt auf. Nicht vergessen darf man die Niederlande mit ihrem Genever, der sich nach wie vor gegen die Konkurrenz behauptet. Neue Trends wie Flavoured Gin und Aged / Reserve Gin sorgen für Abwechslung und ein gesteigertes Interesse in den Wacholderschnaps. Deutschland ist nicht nur ein Produzent von Gin, sondern auch ein reger Konsument und immer größerer Fan der Spirituose. So weisen Statistiken darauf hin, dass zwischen 2010 und 2014 pro Jahr rund 0,14 Millionen Deutsche einmal pro Woche Gin tranken. Zwischen 0,7 und 1 Million Bundesbürger genossen einmal im Monat Gin, und über 5 Millionen entschieden sich hin und wieder für einen Gin.

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