Auf Spirituosen spezialisiert: moderne Brennereiarten für bestimmte Produkte

Brennerei ist nicht gleich Brennerei. So, wie es auch in jedem anderen Bereich der Produktion große und kleine Unterschiede von Betrieb zu Betrieb gibt, widmen sich auch manche Destillerien nur einer bestimmten Produktkategorie oder werden auf bestimmte Weise klassifiziert. Im Laufe der Zeit haben sich bestimmte Brennereitypen herausgebildet, deren Einfluss auf den Spirituosenmarkt nicht unterschätzt werden sollte. Wir werfen heute einen Blick auf moderne Brennereiarten wie Abfindungsbrennerei, Verschlussbrennerei und Geistanlage.

Brennereiart 1: die Abfindungsbrennerei

Was ist eine Abfindungsbrennerei? Im Grunde ist dies genauso eine Destillerie wie eine Verschlussbrennerei, aber das Produktionsverfahren steht nicht unter zollamtlichem Verschluss. Das bedeutet genauer gesagt, dass die Menge und Art des registrierten Materials versteuert wird, und nicht der tatsächlich hergestellte Alkohol. Pro Jahr dürfen Abfindungsbrennereien nach Ausbeutesatz höchstens 50 l reinen Alkohol erzeugen. Diese Richtlinie wurde jedoch erst 1926 erlassen, sodass manche ältere Destillerien nach wie vor die alte Menge von jährlich 300 l erreichen dürfen. Hieran angelehnt gibt es noch die sogenannte Abschnittsbrennerei. Hierbei handelt es sich oft um eine Obstbrennerei, die ihr Jahreskontingent beliebig in einem Abschnitt von je zehn Jahren nutzen darf. Es liegt für Abschnittsbrennereien also eine Höchstmenge von 500 bis 3.000 l vor. Gemeint sind fast ausschließlich Kleinbrennereien und Obstbrennereien aus den südlichen Gefilden der Bundesrepublik (Bayern, Baden-Württemberg). Schätzungen gehen davon aus, dass es insgesamt es in Deutschland zwischen 20.000 und 29.000 Abfindungsbrennereien gibt.

In Fachkreisen nennt man die Abfindungsbrennerei auch Stoffbesitzer, wobei es einen wichtigen Unterschied zu bemerken gibt: Stoffbesitzer destillieren den Rohstoff nicht selbst da sie keinen eigenen Brennapparat besitzen. Sie liefern ihn zur Destillation an Dritte. Im Durchschnitt lassen pro Jahr zwischen 100.000 und 200.000 Personen als Stoffbesitzer ihr Obst destillieren. Entscheidend für den Erhalt eines Brennrechtes als Abfindungsbrennerei ist laut Branntweinmonopolgesetz das Bewirtschaften einer vorgeschriebenen Mindest-Fläche, die ein Viertel der Existenzgrundlage ausmachen muss. Außerdem kommt für die Destillation eigenes Obst zum Tragen.

distillery

Brennereiart 2: die Verschlussbrennerei

Was ist eine Verschlussbrennerei? Bei Verschlussbrennereien wird der erzeugte und zu versteuernde Alkohol nicht vorab festgelegt, sondern mit Messinstrumenten erfasst. Der Name für diese Art von Produktionsbetrieb hängt damit zusammen, dass sich die Brenngeräte während der Herstellung von Alkohol komplett unter zollamtlichem Verschluss befinden. Die Alkoholmenge wird entweder durch ein verschlossenes Sammelgefäß oder durch ein geeichtes Zählwerk nachgewiesen.

whiskey

Der Alkohol aus der Verschlussbrennerei bleibt solange unter Steueraussetzung, wie er sich auf dem Betriebsgelände befindet. Verschlussbrennereien für die Produktion von Branntwein lassen sich mit oder ohne Brennrecht betreiben und unterliegen keinen mengenmäßigen Beschränkungen. Als Verschlussbrenner darf man also aus jeglichem beliebigen Rohstoff so viel brennen, wie man möchte. So manch ein Rum, Gin oder Whisky unterliegt der Destillation durch eine Verschlussbrennerei, wobei das rohe Destillat von einem dritten Betrieb weiterverarbeitet wird. Man geht davon aus, dass hierzulande knapp 600 landwirtschaftliche Verschlussbrennereien (klein- und mittelständisch) aktiv sind.

Brennereiart 3: die Geistanlage

Was ist eine Geistanlage? Unter einer Geistanlage versteht man eine Geist-Brennerei. Sie ist auf Geiste ausgelegt und kümmert sich nicht um die Destillation von Bränden. Der Unterschied zwischen Geist und Brand ist, dass Ersterer durch eine Mazeration entsteht. Beim Obstgeist legt man die nicht ausreichend zuckerhaltigen Früchte wie Beeren in neutralen Alkohol ein und entzieht dem Rohstoff so die Aromen. Beim Brand hingegen wird der Rohstoff direkt destilliert. Geist-Anlagen bzw. Geist-Brennereien verfügen oft über leicht andere Brennanlagen. In vielen Fällen sind Geistanlagen auf demselben Betriebsgelände an Verschlussbrennereien angeschlossen. Auch die Österreicher sprechen von Geistanlagen.

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