Battle

Labourdonnais Vintage XO Rhum 41,3%
vs.
Chamarel XO 43%

Aus dem frischen Saft.

Binnen 24 Stunden.

Das ist deine Frist. Zeit die du hast, um das geschlagene Zuckerrohr zu verarbeiten. Danach ist es nahezu wertlos. Der Zuckergehalt sinkt. Bakterien lassen sich nieder und verderben es. Du musst schnell sein. Du presst das Zuckerrohr aus. Du fermentierst den frischen Saft direkt und destillierst daraus Rhum. Erledigt. Jetzt legst du ihn ins Holzfass.

Die Welt trinkt Melasse Rum. 95 von 100 tun das. Der Saft wird aufgekocht, der kristallisierende Zucker abgeschöpft. Das kannst du noch zwei, drei Malmachen. Dann lohnt sich die investierte Energie nicht mehr. Nicht mehr für das, was du noch an Zucker herausbekommst. Die Zuckerindustrie bedient sich häufig genug lediglich dreier dieser Prozesse. Am Ende bleibt ein Sirup zurück. Ein Sirup, den keiner haben will. Keiner?

Doch! Händeringend. Dieser Sirup wird Melasse genannt und dient als Grundlage zur Herstellung von Rum. Ein Schelm, der denkt, Melasse ist heutzutage das wichtigere Produkt.

Du allerdings trinkst heute keinen Melasse Rum. Du lässt zwei waschechte Rhums aus dem frischen Saft gegeneinander antreten. Beide haben außerdem eine ganz besondere Reifung gemeinsam. Sie lagen in spezieller Eiche.

In französischer Eiche. Französische Eiche ist bekannt dafür. Dafür, dass sie weniger Vanille- und Karamelltöne erzeugt, als es z.B. ein Ex-Bourbon-Fass tut. Dafür mehr Gehalt und Würze. Haben die Rhums noch mehr gemein?

Die Kontrahenten stammen beide von der Insel Mauritius. Auf der einen Seite der Labourdonnais Vintage XO. 5 Jahre gereift. Fast zweihundert Euro schwer.
Mit 41,3% in die Flasche. Auf der anderen Seite steht der Chamarel XO.

6 bis 8 Jahre gereift. Fast 90 Euro schwer. Das Chateau Labourdonnais Mauritius liegt im Norden der Insel fast am Wasser – der Witterung komplett ausgesetzt. Die Rhumerie de Chamarel im Tal im Westen der Insel; voll in der Sonne, geschützt vor den Winden und der Gischt.

Lass den Kampf beginnen!

Tipp: Beide Rhums sind von leichter Natur. Der Charamel Rum und der Labourdonnais Rum ist trocken. Beide Rhums sind aus frischem Zuckerrohrsaft destilliert. Nähere dich ihnen vorsichtig und erwarte keinen süßen MelasseRum! Je wärmer es draußen ist, desto besser werden sie dir schmecken! Genieß sie in der Sonne!

Battle 10

Die Flasche:

Der Labourdonnais Vintage XO Rhum gibt  sich in einer Metall-Tube. Schwarzblau-gold funkelt es dich an. Du öffnest die Tube und entnimmst die Flasche Labourdonnais. Enttäuschung. Eine 08/15 Form. Dafür schönste Etikettenfarben. Du fühlst dich direkt an einen weißen Strand mit klarem, blauen Wasser versetzt.

Der Chamarel XO punktet mit einer schweren und rechteckigen Flasche.Originell. Einzigartig. Leichte weiße und goldene Aufschrift. Mit dem goldenen Rhum im Hintergrund. Wirkt unförmig. Klobig.

Trotz der einfachen Flaschenform gewinnt der Labourdonnais Rum hier im vollen Umfang. Das Design fängt dich ein. Eine Stimmung von Urlaub. Eine Stimmung von Genuss. Der Rhumerie Chamarel Sprößling hingegen wirkt schwerfällig. Gewollt und nicht gekonnt. Da brauchst du keine Bedenkzeit. Die Flasche des Labourdonnais Vintage XO ist ein optisches Highlight!

Das Nosing:

Jetzt kommen die beiden Agricoles in das Glas. Du wartest 15 Minuten, lässt den Rhum viel atmen und warm werden. Es kribbelt im Bauch. Wann geht es endlich los?

Labourdonnais legt vor. Der Rhum nähert sich dir in deiner Nase. Du riechst. Gleich zu Beginn wirkt das Aroma so richtig voll und weit. Eine ganze Wiese voller Duft. Elegant und filigran. Leicht. Süßgras. Irgendwie frisch geschälte Limette. Ein bisschen feuchtes Gras. Pfeffer. Holz. Ein Hauch Zimt. Mandelcreme. So fein. Wahnsinn. Du fährst ein komplexes Karussell. Weitläufig. Prächtig. Fein.

Chamarel XO startet und lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen. Der erste Kontakt. Ein Eindruck von Lebkuchen und einem Hauch Weihnachtsbäckerei.

Dann schwindet der Hauch Süßigkeiten. Komplett weich. Komplett cremig. Fruchtnoten von Pflaume. Irgendetwas an Orange. Wechsel auf Birne. Gras. Sehr harmonisch. Komplex. Eine Spur Zimt. Wahnsinn.

Das ist nicht leicht. Zwei Rhums. Beide bummelig 6 Jahre alt. Beide in französischer Eiche gereift. Beide stammen aus Mauritius. Und dennoch sind sie so verschieden, dass es dir den Atem verschlägt. Der superleichte Labourdonnais Vintage XO mit seinen fruchtigen Noten von Zitronengras und Limette. Dazu der cremige und tiefe Chamarel XO mit seinen ausladenen Aromen. Deutlich mehr Würze und weniger Frucht. Einfach genial. Beide. Das gibt für jeden der zwei Agricole-Rhums 3 von 3 möglichen Punkten.

Falk Redlich

Tipp: Nimm die beiden, wie sie sind. Komplett unterschiedlich. Absolut faszinierend. Falls dir beim ersten Kontakt das Aroma nicht gefällt – versuch es
ein zweites Mal an einem anderen Tag. Agricole Rhum hat ein „fremdartiges“ Aroma, wenn du das nicht kennst. Gib deinem Gehirn eine kleine Chance, sich
daran zu gewöhnen!

Nosing/ AromaLabourdonnais Vintage XO
3/3
(Schulnote 1) Riecht sehr gut. Überwältigend. Hat das gewisse Etwas!
Nosing/ AromaCharamel XO
3/3
(Schulnote 1) Riecht sehr gut. Überwältigend. Hat das gewisse Etwas!

Das Tasting:

Im ersten Tausch ging es knallhart zur Sache. Beide Kontrahenten haben alles gegeben; mit Erfolg! Zwei Mal volle Punktzahl im Aroma für Rhumerie Chamarel und Chateau Labourdonnais. Es geht heißt her, die Luft ist dünn. Das Atmen fällt schwer, schnall dich an – jetzt kommt der Geschmack!

Der Labourdonnais Vintage XO kreiselt herum und legt vor. Du nimmst einen leckeren Schluck auf deine Zunge und spielst damit herum. Würzige Noten. Frucht. Im Wechsel. Frisch geschälte Limettenschale. Geriebene Muskatnuss. Ein Tanz auf deinen Geschmacksknospen. So leicht. So filigran. So verspielt. Piment rollt über die Zunge. Feinste Bitternoten gepaart mit Fruchtspritzern und einem Schuss Salzkörner. Gewürznelke. Ein Eindruck von Wiesen-Honig.Etwas Karamell. Laaang und elegant. Der Labourdonnais Vintage XO Rhum präsentiert sich dir von seiner besten Seite.

Steile Vorlage. Schau dir in Ruhe den Konter an. Der Chamarel XO Rum setzt zu seinem Zug an. Der Tropfen rinnt auf deiner Zunge und rollt am Gaumen
entlang. Eine leichte Spur von Vanille macht sich in deinem Mund breit. Es folgt Banane. Stumpfe Banane - ist noch nicht besonders reif. Tiefe. Der Rum wirkt so tief. So cremig. So breit. Im Gegensatz zum Labourdonnais; bei dem du Angst hast, dass er im Mund zerbricht. Der Chamarel ist Ozean. Zeigt dir Eindrücke von Leder und mildem Pfeffer. Eine minimale Spur Salzlakritz. Ultralanger Nachklang. Marzipan und Toffee. Holz. Ein Rest Orange?

Puh. Das war hart. Zwei Kontrahenten, die alles geben. Ein Schlagabtausch ohne Gleichen. Da kannst du nur eine einzige Meinung vertreten. Es endet unentschieden – beide Rhums bekommen die vollen 7 Punkte. Auf den ersten Blick wirkt der Chamarel deutlich gefälliger. Auf den Zweiten zaubert der Labourdonnais eine traumhafte Komplexität hervor; die es zu schlagen gilt!

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Tipp: Zwei geniale Rhums. Von gänzlich unterschiedlicher Art. Falls du Agricole neu entdecken möchtest und wenige bis gar keine probiert hast; dann ist der Chamarel XO genau der richtige für dich! Falls du schon lange Agricole Fan bist – probiere unbedingt den Labourdonnais Vintage XO!

Am Gaumen/ GeschmackLabourdonnais Vintage XO
7/7
(Schulnote 1) Schmeckt sehr gut. Überwältigend. Hat das gewisse Etwas!
GeschmacksprofilLabourdonnais Vintage XO
Süße 1/5
Würze 3/5
Frucht 4/5
Milde 4/5
Rauch 1/5
Am Gaumen/ GeschmackChamarel XO
7/7
(Schulnote 1) Schmeckt sehr gut. Überwältigend. Hat das gewisse Etwas!
GeschmacksprofilChamarel XO
Süße 1/5
Würze 4/5
Frucht 2/5
Milde 5/5
Rauch 1/5

Fazit:

Mauritius gegen Mauritius. Etwa gleich alt. Gleiches Holz. Ganzun terschiedliches Terroir. Und so zeigt sich dir das im Ergebnis.

Der Labourdonnais Vintage XO ist wahnsinnig komplex und dabei stets filigran. Er wirkt auf dich schon fast zerbrechlich und streut neben den würzigen Elementen seine Fruchtnoten elegant ein. Das ist ein echter Wahnsinns-Rhum. Süßrumtrinker lassen besser die Finger davon – suchst du ein komplexes Meisterwerk: Bitte schön! 10/10 Punkten!

Im Gegensatz dazu der Chamarel XO. Bestens geeignet um dir den Weg in den Bereich des Agricoles zu ebnen. Die Nuancen und Aromen des Chamarel erinnern immer wieder an einen gefälligen, weichen Rum. Und trotzdem zeigt er seine würzigen Noten, um dich herauszufordern. Starkes Stück. Ebenfalls 10/10 Punkten.

Persönliches Fazit:

Hammerlecker. Genial. Die beiden Rhum-Sorten aus Mauritius halten mich magisch gefangen. Der Chamarel XO ist ein richtig starker Rhum für den Einstieg. Gefällig, ausbalanciert und öliger Körper. Der Labourdonnais präsentiert sich so fein und elegant, dass mir schon fast schwindelig wird. Positiv gesehen ;). Großartiges Kino!

Rummige Grüße, Falk Redlich, Team Rum & Co.

10/10
Labourdonnais Vintage XO 41,3 %
Genial
10/10
Chamarel XO Rum 43 %
Genial
Bei uns im Shop erhältlich - Der Chamarel XO:

Was bisher geschah:

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