Boilerrum

Boilerrum bionaturally designed Rum – die Spirituose des 21 Jahrhunderts

„Eine Revolution in der Rumindustrie“, so betiteln die Hersteller den Boilerrum, der seit kurzem auf dem Markt ist. Das klingt interessant und was genau dahintersteckt, verraten wir euch jetzt.

Boilerrum ist die erste technologisch gealterte Spirituose ohne künstliche Zusatzstoffe. Unter technologisch gealtert versteht man in diesem Fall, dass der Rum nicht, wie sonst üblich, jahrelang im Holzfass heranreift, sondern durch ein besonderes Verfahren altert. Das alles Made in Germany und ohne künstliche Zusätze. Aber wie genau funktioniert dieses Verfahren?

Das Boiler-Verfahren

Die Rohmelasse wird in Deutschland durch eine schonende 8-Böden Destillationskolonne zu dem Rohdestillat verarbeitet. Das Rohdestillat wiederum durchläuft im Anschluss das Boiler-Verfahren, bei dem alle Reaktionen, die auch im Fass ablaufen, beschleunigt werden. Der Hersteller verspricht hierbei einen 10 Jahre alten Rum in wenigen Wochen herstellen zu können. Um die ganze Herstellung zu verstehen, muss man sich zunächst ansehen, was bei einer Fasslagerung mit dem Destillat passiert. Der Rum altert mehrjährig im Fass und nimmt dadurch die Aromen des Holzfasses in sich auf. Die Wahl der Fässer und auch die Lagerdauer haben einen großen Einfluss auf das Aroma des gewünschten Rums. Doch nicht nur die Aromaten sind für einen guten Rum wichtig, sondern auch der Alterungsprozess über die Jahre hinweg.

Boilerrum beschleunigt all diese Prozesse mit einem Faktor von 365. Hier lässt sich nun vermuten, dass ein chemischer Katalysator zugegeben wird, der diese Reaktionen hervorruft. Allerdings werden im Boilerrum keinerlei chemische Zutaten oder künstliche Zusatzstoffe verwendet. Einzig und allein natürliche Bestandteile kommen zum Einsatz, weswegen man eine Beimischung, die im Rum nichts zu suchen hat, ausschließen kann. Da der Rum im Boiler hergestellt wird, lässt sich daraufhin annehmen, dass hier Hitze im Spiel sein könnte. Der Gründer der Nanotrade GmbH Marcel Gassert beantwortet uns diese Frage:

„Wir arbeiten weder mit Druck, noch mit Hitze oder chemischen Stoffen, um den Reifeprozess zu imitieren, sondern nur mit natürlichen Bestandteilen und einem schonenden Verfahren. Wie das genau aussieht, können wir leider nicht verraten, denn dann würde es ja jeder machen. Wir ahmen einzig und allein alle Reaktionen nach, die auch im Holzfass stattfinden und dort gibt es nun mal auch keine Hitze oder chemische Zusätze. Bei unserem Verfahren geht es auch nicht darum, dem Destillat einfach nur ein Holzaroma zu verpassen. Selbst die Alterung stellen wir exakt so dar, wie sie im Fass stattfindet. In Amerika werden ähnliche Produkte angeboten, die mit Ultraschall und Druck behandelt werden. Auch damit arbeiten wir nicht und unterscheiden uns dadurch von den bekannten Anbietern der alternativen Reifung.“

Die Zugabe von Zuckerkulör ist in der Rumindustrie weit verbreitet, um die Farbe und den Geschmack anzupassen. Doch nicht einmal Zuckerkulör ist im Boilerrum zu finden. Das merkt man auch im Geschmack.

Boilerrum

Wie schmeckt Boilerrum?

Während des Verfahrens werden Aromen von Hölzern der Eiche, Buche, Zeder, Hickory und Sherry dem Destillat zugeführt. Besonders hervorstechend ist die angenehme Milde des Boilerrums, wodurch die Holznoten sehr markant zur Geltung kommen. Auch ein Hauch Vanille ist zu vernehmen. Insgesamt ist der Geschmack sehr komplex und fruchtig. Wer allerdings gesüßten Rum alla Don Papa gewohnt ist, der wird mit Boilerrum nicht glücklich werden. Da vollkommen auf die Zugabe von Zucker verzichtet wird, kann und sollte man ihn auch geschmacklich nicht mit den gängigen Marken, die Zuckerkulör verwenden, vergleichen. Sowohl pur, als auch als Cocktailbasis bietet er jedoch eine weitläufige Anwendbarkeit. Preislich spielt er im unteren Segment mit und ist schon für rund 20 Euro in der 0,7 Liter Flasche zu haben. Es gibt ihn in weißer und brauner Ausführung.

Was hat es mit dem Schaf auf sich?

Boilerrum klont sozusagen einen 10 Jahre alten Rum innerhalb kürzester Zeit. Die Rumherstellung wird durch ein solches Verfahren optimiert und beschleunigt. Das gelang auch den Forschern der Gentechnik 1996. Dolly war das aller erste geklonte Säugetier der Welt. Auch wenn die Herstellung des modernen Rums überhaupt nichts mit Klon- oder Gentechnik zu tun hat, ergibt der Vergleich mit Dolly Sinn. Denn sogar bei Kopierprogrammen wie cloneDVD oder VirtualBox dient Dolly das Klonschaf als bildhafte Darstellung des Klonens. Sie hat sich also als Symbol des Kopierens etabliert.

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Wer hat es erfunden?

Die Nanotrade GmbH mit Sitz im kleinen Mörlenbach ist der Hersteller des bionaturally designed Rums. Marcel Gassert (links im Bild) gründete die GmbH im Jahr 2017 und hat sich bereits mit dem Gear Premium Gin in der Spirituosenherstellung bewiesen. Seit mehr als 10 Jahren tobt sich der Perfektionist in der Selbstständigkeit aus und überrascht immer wieder mit neuem Erfindergeist. Das Verfahren hat er zusammen mit Deniz Quick (rechts im Bild) ausgearbeitet. Deniz studierte Chemieingenieurswesen am KIT und hat viel Erfahrung als Barkeeper. Die Idee zu dem Boilerrum kam den beiden bei einer gemütlichen Runde in einer Bar, wobei sie sich fragten wie man die Rumproduktion schneller und effizienter umsetzen könnte. Aus einer fixen Idee wurde schnell ein erstes Modell und kurz darauf entstand auch schon die Rezeptur. Nun produzieren die beiden Virtuosen qualitativ hochwertigen Rum in nur wenigen Wochen. In naher Zukunft ist auch die Produktion von Premium Rum geplant, der 20- oder 30-jährigem Rum gleichkommt. Sowie verschiedene Kooperationen mit namhaften Herstellern, die aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genannt werden dürfen.

Das Rum & Co Fazit

Wirtschaftlich gesehen ist das Verfahren ein sehr spannendes Segment auf dem Spirituosenmarkt. Denn durch die erhebliche Kostenersparnis durch hinfällige Lagerkosten öffnen sich unzählige neue Türen für innovative Produkte. Der Verzicht auf Zusatzstoffe und Chemie ist ein großer Pluspunkt. Der Geschmack hat einen klaren Wiedererkennungswert. Da dieses Thema aber subjektiv ist, sollte sich darüber jeder sein eigenes Bild machen und ihn mal verkosten. Fasslagerung wird durch diese Neuheit auf keinen Fall hinfällig, aber als Revolution kann man das Verfahren durchaus betrachten. Wir sehen diese Methode als interessante Erweiterung der Rumindustrie und sind gespannt, was die Hersteller sich in Zukunft noch einfallen lassen.

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