Tequila

Tequila Talk - die Seele Mexicos im Glas -

Kopfschmerzen am nächsten Tag. Die Flasche mit dem roten Plastik-Sombrero. Die durchzechte Nacht. Vor allem die Nachwehen in deiner jungen Erwachsenenzeit hast du noch gut in Erinnerung, wenn es wieder einmal hieß: Tequila Night! Autsch. Muss das so sein? Ist Tequila dazu verdammt, auf Disco-Niveau zu turnen und dir den nächsten Tag zu verderben? Oder geht es vielleicht auch anders?

Tequila Talk bei Rum & Co

Wir sitzen zu viert am Tisch bei Rum & Co. Wir, das sind Rieke (Azubiene), Daniel (Schnapsranschaffer), Henrik (Kartonagier) und ich, Falk (Rum-Schnacker). Wir verkosten gemeinsam sechs Tequilas und unterhalten uns über die unterschiedlichen Eindrücke, die wir dabei erfahren - in einer lockeren Gesprächsrunde.

So trinkst du Tequila richtig

Rieke: Sag mal, wo ist denn das Salz und die Zitrone?
Daniel: Das brauchen wir nicht bei gutem Tequila. Guten Tequila trinkt man pur.
Rieke: Das hab ich noch nie gehört. Aber ich trinke auch selten Alkohol.
Falk: Tequila mit Salz und Zitrone zu trinken ist in Deutschland vor allem auf Partys und in Diskotheken ein üblicher Brauch. Um den Geschmack des dort ausgeschenkten Tequilas zu übertönen. In Mexiko hat das keine Tradition.
Henrik: Sag mal, worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Tequila und Mezcal? Kann mir das jemand erklären?
Falk: Jeder Tequila ist ein Mezcal, aber nicht jeder Mezcal ein Tequila. Mezcal ist eine Spirituosenart und Tequila eine spezielle Form des Mezcals. Die Agave ist Grundvoraussetzung aller Mezcals und der Tequila (100% Agave Azul) wird ausschließlich aus der Blauen Werber-Agave hergestellt. Der Sombrero-Hut ist ein so genannter Mixto Tequila und besteht zu mindestens 51% aus der blauen Weber-Agave und der Rest darf aus allen anderen Agaven bestehen.
Henrik: Okay, dann ist mir das jetzt verständlich. Lass uns anfangen.
Daniel: Wie unterscheiden sich die Bezeichnungen Blanco, Anejo und Reposado?
Falk: In der Lagerzeit. Blanco reift nicht im Holzfass, Reposado mindestens 2 Monate (max 12) und Anejo mindestens 1, maximal 3 Jahre. Anejo ist häufig die mildeste Form und durch die insgesamt relativ geringe Lagerzeit bleibt viel Charakter der Agave im Drink. Nehmt euch vor Oro/Gold in acht. Da wird gereift er und Blanco Tequila gemischt und im Anschluss darf auch noch ein klitzekleines Bisschen Zucker und Farbe rein. Bei den anderen Sorten nicht.

Tequila Talk

1. Patron Tequila Anejo

Falk: Ich rieche überhaupt keine sprittigen Noten. Wirkt super sanft auf mich. Rieke, wenn du die Nase auf den Glasboden drückst, dann kann es nur nach Spiritus riechen.
Daniel: Wenn sich deine Nasenhaare kräuseln, warst du zu tief im Glas.
Falk: Ich rieche die typische Agave. Ich rieche Zitrusnoten. Minimal Vanille. Sehr weich.
Daniel: Ebenfalls super weich. Etwas Honig. Agave. Süße ein bisschen.

Henrik: Ich bin sehr überrascht, dass es nicht so schmeckt, wie es riecht. Das ist sogar irgendwie lecker. Könnte ich sogar privat trinken.
Daniel: Ich glaube, dass der Nachgeschmack viele abschreckt. Dieser unbekannte Geruch, dieser fremde Geschmack. Man kennt es einfach nicht. Das geht einem doch immer so, Whisky, Rum, oder nicht?
Rieke: Ich weiß gar nicht, wie eine Agave riecht oder schmeckt.
Daniel: Jetzt weißt du es! Findest du ihn weich oder scharf? Ist er salzig, süß?
Rieke: Also, er ist auf jeden Fall nicht so scharf, wie ich das erwartet hätte. Geschmacksnoten erkenne ich da nicht.
Daniel: Kannst du dich an irgendetwas erinnern? Oder ist das vielleicht einfach nur süß? Oder einfach scharf oder salzig?
Rieke: Tut mir leid, ich hab keine Idee.
Henrik: Ich finde den super weich. Am Gaumen deutlich weniger süß, als in der Nase. Im Nachgeschmack ist es wahrscheinlich die Agave, die süß auf mich wirkt.
Daniel: Das Ding ist halt weich. Tut halt nicht weh. Kein bisschen. Selbst als Tequilafremder ist der angenehm.
Henrik: Exakt. Da sticht nichts. Ich bin wirklich überrascht. Das ist der erste Tequila, der mir schmeckt.

Tequila Talk
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2. Corralejo Reposado Tequila

Falk: Jetzt haben wir den Corralejo Reposado im Glas. In der Nase hab ich ganz leichte Rauchnoten.
Daniel: Hab ich in jedem Fall ebenfalls. Irgendwie fruchtiger Rauch. Das Ding riecht auf jeden Fall spannend.
Rieke: Jetzt kann ich die Agave erkennen, da ich jetzt ja weiß, wie sie zu riechen hat. Ein bisschen rauchig riecht es auch, aber ganz wenig.
Daniel: Ich hab jetzt etwas ähnliches wie Blütennektar und grünen Apfel. Am Ende Gras oder Heu.

Henrik: Erinnert mich an Tannennadeln.
Falk: Hat etwas von Lavendel für mich. Nicht die Frontnote vom Lavendel, sondern hinten dran, dieses Offene, Blütige.
Rieke: Schmeckt einfach nur bitter.
Daniel: Schließ die Augen und geh an einem Feld mit frisch gemähtem Gras vorbei.
Rieke: Nein, das schmeckt anders. Für mich schmeckt das bitter.
Henrik: Erinnert mich an Löwenzahn. Die Bitterkeit, wenn man darauf herumkaut. Witzig ist, dass er stichiger wirkt, als der Patron, obwohl er 2% weniger Alkohol hat.
Daniel: Aber dafür ist er nicht so lange gelagert – das macht es wahrscheinlich aus. Mir gefällt er ausgesprochen gut.
Falk: Ich finde die Agave weniger stark ausgeprägt, als im Patron. Dafür glänzt der Corralejo mit Minze und Heu.

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3. La Cofraida Anejo Tequila

Falk: Schicke Flasche, weiße Flasche.
Henrik: Hat das irgendetwas mit dem Tag der Toten zu tun?
Daniel: Bestimmt. Diese Flasche ist die Sonderform
La Catrina. Tag der Toten. Das weibliche Skelett auf der Flasche ist das Symbol für diese wichtige mexikanische Tradition.
Henrik: So, wie der Cofraida sich einem entgegen wirft , da vertraut man dem gar nicht.
Falk: Der ist ganz schön mächtig.
Henrik: Also ich würde dem vorwerfen gepanscht zu sein. So doll, wie der riecht. Parfümiert wirkt der.
Rieke: Der erinnert mich ein bisschen an dunkle Schokolade.
Daniel: Da kamst du ja richtig aus dem Busch, cool. Für jemanden, der richtig gerne Tequila trinkt, soll das eine Off enbarung sein.

Agave

Falk: Richtig fette Bitternoten.
Henrik: Na toll, jetzt will ich den nicht mehr trinken.
Falk: Ich hab ein Blütenmeer im Mund. Das mit der Offenbarung sehe ich anders, aber ich bin geschmacklich ja auch ein komischer Kauz.
Daniel: Das ist in jedem Fall das, was man darüber
spricht. Das ist in jedem Fall etwas für Fort-geschrittene.

Henrik: Für mich schmeckt der voll wässrig. Die anderen schmecken, ich will jetzt nicht sagen Umami, aber da steckt mehr Tiefe drin.
Daniel: Stimmt. Die anderen wirken deutlich voll-mundiger. Dieser ist einfach laxer. Auf der anderen Seite für jemanden, wie z.B. Rieke, auch deutlich zugänglicher.
Rieke: Der schmeckt für mich wie ein Blanco Tequila. Als hätte der gar nicht im Fass gelegen.
Falk: Also stellen wir fest, ein blumig frischer Tequila mit leichtem Zugang?
Daniel: Ja. Interessant. Und der Chef fand den super geil.

4. San Matias Tahona Reposado Tequila

Daniel: Wuchtige Flasche. Der Glasboden alleine ist schon mega fett.
Falk: Sehr klar und strukturiert in der Nase. Eben der La Cofraida war sehr viel breiter, blumiger. Heunoten auf dem Kopf.
Rieke: Auf dem Kopf?
Falk: Ja, eine Kopfnote.
Rieke: Was ist eine Kopfnote?
Falk: Die Note oben auf, gleich zu Beginn.
Daniel: Weißt du, wie frisches Zitronengras riecht, wenn du es aus der Verpackung nimmst? So riecht der San Matias.
Henrik: Wieder ein Anklang von Süße.
Rieke: Wieder die Agave. Und noch etwas dazu. Ich finde riecht etwas nach Krankenhaus. Vor einem Jahr bin ich vom Fahrrad gefallen. Und die Wunde zu verbinden riecht genauso.
Daniel: Jod. Vielleicht. Jetzt, wo du das sagst. Das Ding hat etwas von Mullbinde.
Falk: Ach ist das schön.
Daniel: Ja, Mullbinde mit so einer Salbe drauf. Durchs Skaten hatte ich oft genug off ene Wunden. Und wenn ich die Mullbinden auspacke, da haben die so einen ganz bestimmten Geruch.
Daniel: Geschmacklich in Richtung Corralejo. Heu.
Rieke: Ich finde, der ist salzig. Und süß.
Daniel: Der macht den Mund schon voll. Brauchst nicht viel von und der arbeitet.
Rieke: Auf jeden Fall kommt der mir milder vor, als der zuvor.
Henrik: Ich hab gar nichts, an dem ich mich festhalten kann. Obwohl das stimmt nicht. Die Salznote gepaart mit dem Eindruck von Süße macht ihn gleich spannender.

Tequila
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5. Aha Toro Anejo Tequila

Passend dazu aus dem Shop:

Falk: Wow, schicke Flasche. Die mag ich.
Daniel: Das riecht wieder weich, da brennt auch wirklich nichts in der Nase. Das ist Falks Liebling von denen hier.
Rieke: Ich nehme nur einen Minischluck auf meine Zunge und kann bereits viel schmecken.
Falk: Supergut. Der Tequila.
Henrik: Megarund.
Falk: Ich rieche Agave. So klar und deutlich herausgearbeitet. Herrlich.
Rieke: Ja, das rieche ich auch!
Falk: Leicht Menthol hab ich in der Nase. So ein bisschen Honig.
Daniel: Das erinnert mich so an karamelligen Scotch Toff ee Pudding.
Henrik: Salted Caramel Flakes.
Falk: Agave. Vanille. Ganz leichte Rauchigkeit. Auf der Zunge tanzen die Aromen hin und her. Kommt mir richtig süß vor auf der Zunge. Keine Kante zu schmecken und trotzdem komplex.
Henrik: Krass ist der rund. Ein Tanz zwischen Agave und süß. Vor allem ist das ein Easy-Drink. Der füllt den Mund nicht so aus, wie eben. Trotzdem irgendwie lecker. Hier deutlich die Agave, die durchscheint.
Daniel: Da hat man so das Gefühl, dass der Patron im Gegensatz dazu den Spagat zwischen "ich hab ein wenig Agave" und "kann trotzdem geradlinig und einfach sein" schafft . Der Aha hat dagegen so einen Peak. Der guckt dich wirklich an und sagt: “Ich bin Agave zu 100%. Viel Spaß.“ Dabei nimmt er alles mit. Das Honigartige. Find ich, macht Spaß!
Rieke: Ich hab heute noch nichts gegessen und dann Tequila trinken.

6. Ocho Tequila Anejo

Tequila talk

Daniel: Tequila Ocho ist die ganze Marke. Der ist zum Mischen konzipiert. So hab ich das verstanden.
Falk: Bei dem Preis? Okay, guter Mixer, guter Drink!
Henrik: Mächtig Agave. So richtig kräftig. Daran merkt man wahrscheinlich, dass der zum Mixen gedacht ist. Damit er auch oben raussticht.
Daniel: Grüne Bohnen. Ne, Erbsenschoten direkt nach dem Öffnen. Ne, echt. Als ob ich da schon rein gebissen habe.
Falk: Bei mir eher Zuckerschote, aber ist ja praktisch super dicht dran.
Rieke: Agave. Aber auch stärker, als sonst. Die kommt richtig doll.
Daniel: Kaum Fass, die Reifezeit spiegelt sich nicht im Tequila Ocho wieder. Wow. Der ist aber geil.
Henrik: Du, der Abgang ist aber nicht gut.

Daniel: Boah, wenn der in den Munde kommt. Da denkst du Hammer.
Henrik: Intensiv. Mit einer ganz feinen Rauchigkeit hinten dran. Definitiv Mixcharakter – trotz des Preises.
Falk: Oder für Raubeine. Da passt er ebenfalls exzellent.

Hol' dir den Tequila Ocho:

Fazit

Falk: Wie ist euer Fazit? Rieke?
Rieke: Ich muss ehrlich sagen – weniger stark, als ich dachte. Habs mir schlimmer vorgestellt!
Daniel: Mich haben die verschiedenen Facetten begeistert. Einige waren ähnlich, andere zeigen ein ganz eigenes Geschmacksmuster.
Henrik: Ja, ich bin Whiskyfreund. Kann mir aber vorstellen, den einen oder anderen Tequila in die Bar zu stellen, nach dieser Verkostung. Bin mehr als überrascht. Bei adäquaten Preisen, versteht sich.
Falk: Ich selbst mag Tequila sehr gern. Ist vermutlich meine drittliebste Pur Spirituose. Tendiere dann zu dreckigem Mezcal.
Rieke: Dreckig? Was ist an Mezcal dreckig?
Daniel: Ist nur so eine Redensart. Mezcal ist häufig rauchig. Viel mehr, als diese beiden Tequilas, die vielleicht gerade einmal bisschen Rauch haben. Mezcal ist häufig deutlich rauchig und spannend.
Falk: Exakt. Mezcal ist wie rauchiger Whisky. Erst den sherrylastigen Whisky aus der Speyside und irgendwann später rauchigen von Islay. Mezcal ist quasi häufig Islay.. Tequila ist für dich, wenn du gerade damit anfängst. Quasi als Einsteiger und auch ein wenig Fortgeschrittener. Mezcal ist mehr ein Tanz auf den Vulkan. Fallt mir da nicht rein!

Tequila ist mehr, als der Sombrero Hut, Kopfschmerzen und Salz mit Zitrone. Tequila ist eine bemerkenswert gute Spirituose mit ganz viel Potential nach oben.

Wann traust du dich, Tequila zu probieren?
Die Verkostung hat uns allen sehr viel Vergnügen bereitet. Gerne wieder!
Rummige Grüße, Falk Redlich, Rum-Schnacker vom Team Rum &
Co!