Rum & Co zu Besuch ...–
in der Czerny Küstendestillerie in Kiel

Es ist dieser Moment, in dem man vor einem verschlossenen Industrie-Tor im Auto wartet, wissentlich das man gleich einen Doktor der Mikrobiologie namens Jan in einer Festung treffen wird, um dessen heilige Hallen in Augenschein zu nehmen und Einblicke in die Produktion zu erhalten, und merkt, dass man absolut keine Vorstellung davon hat, was einen erwartet.

Kombiniert man die zuvor genannten Fakten, dann würde ich davon ausgehen, dass wir ein Labor mit unzähligen Werkzeugen in einer riesigen Halle vorfinden würden. Dazu dann ein hagerer, glatzköpfiger Doktor mittleren Alters. Soweit die Theorie.

Die Realität sollte uns aber vom absoluten Gegenteil überzeugen. Einer der Angestellten holte uns am Tor ab und wies uns den Weg. Anstatt einer erhabenen Festung, empfanden wir die vor uns liegende Festung eher als ein altes Industriegebäude – mit verhältnismäßig niedrigen Decken.

Als wir die Destillerie betraten stand Jan – keinesfalls hager, glatzköpfig oder mittleren Alters – gerade an der Destille und fing den Nachlauf seines gebrannten Rums auf. Ein herrlicher Geruch lag in der Luft, ein Gemisch aus fruchtigen und malzigen Noten und natürlich war es gemütlich warm, durch die kupfernen Brennblasen, welche gemächlich ihre 64 Grad an die Umgebung verströmten.

„Das Besondere bei uns ist, dass wir hier alle Anlagen und Behälter selbst entworfen und bauen lassen haben.“

Nach einem kurzen Begrüßungshandschlag führte Jan uns direkt herum und erklärte und seine Pläne und Produktion. „Das Besondere bei uns ist, dass wir hier alle Anlagen und Behälter selbst entworfen und bauen lassen haben.“ erklärt Jan und führte weiter aus „selbst die Kupferbrennblasen sind nach eigenen Vorstellungen designt worden.“
Bevor aber letztlich gebrannt werden konnte, startete hier tatsächlich alles mit der unter Deutschen so beliebten Hopfenkaltschorle. „Bier war eigentlich nur als Spielerei am Anfang geplant“ fügt Jan hinzu, während er uns eine Probe vom Pale Ale zapfte. Im Gespräch merken wir schnell, dass die Destillation Jan’s eigentliches Steckenpferd ist. Der Korn namens „Gyldenlöv“, benannt nach dem Nachnamen der 5 unehelichen Kindern des Erbauers der Festung um 1637, König Christian IV., ist zudem auch etwas Besonderes: „Hier haben wir belgische Hefe bei der Fermentation des Weizens verwendet, um unserem Korn eine florale Note zu verleihen.“ Und tatsächlich, der Korn ist anders als alles, was wir bisher probiert haben und gefällt uns unheimlich gut! Dieser Korn mit seiner Andersartigkeit ist jetzt in unser Sortiment gewandert.

Die Augen leuchten und so merken wir kaum, dass zwischen dem Probieren und dem Besichtigen aller Bereiche, die Zeit an uns vorbei fliegt. Es stellen sich immer mehr Highlights ein. Die Produktionsstätte ist beindruckend, unheimlich viele Behältnisse und Geräte auf engstem Raum. Ein Labor gibt es tatsächlich auch. Das Probieren der ersten Rohbrände wie zum Beispiel, Whisky, Rum und Bierbrände lässt uns erneut staunen. Vielleicht auch deswegen, weil man einem kleinen privaten Unternehmen nicht unbedingt zuschreibt mit viel Wissen und Know How die Dinge anzugehen. Aber genau das ist hier der Fall und das schmeckt man – zumindest gefühlt – im Ergebnis.

Ein weiteres Highlight war das Fasslager. Hier trifft es der Spruch: Klein, aber fein!

Die Experimentierfreudigkeit zeigt auch hier wieder positiven Auswirkungen und auch ein neuer Gin wartet hier auf seine Abfüllung. „Littoral“ wird er heißen, mit Strandwermut und Salzwiesenkräutern. Wir sind gespannt, wie dieser am Ende schmecken wird.
Auf dem Weg nach draußen und nach der Verabschiedung von Jan, der dann direkt wieder zu den Brennblasen pilgert, wwird uns letztlich klar: Wir dürfen darauf gespannt sein, womit uns die Czerny Küstendestillerie in Zukunft noch überraschen wird und können sagen: Wir freuen uns darauf!

Daniel & Falk

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