Für so manch einen ist der Gin Tonic "der vermutlich beste Longdrink der Welt". Während sich über die Aussage streiten lässt, steht doch eines fest: Der Gin Tonic ist einer der ältesten – wenn nicht gar der älteste Longdrink überhaupt. Anders als bei manchen anderen Mixgetränken und Spirituosen gibt es kein genaues Erfindungsdatum. Aber sicher ist, dass der Gin Tonic gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Verantwortlich waren britische Soldaten, die in Indien nach einem Heilmittel gegen die Tropenkrankheit Malaria suchten. Als Prophylaxe gegen die im Ernstfall tödliche Krankheit, die von Anopheles-Mücken übertragen wird, verließen sich die Briten auf Chinin. Es wurde aus der Chinarinde auf natürliche Weise gewonnen und wirkte zuverlässig gegen die Malaria-Erreger. Der Haken an der Sache? Bitterkeit! Das bittere weiße Pulver, das man zu Chinin-Tabletten verarbeitete, konnte kaum jemand jeden Tag hinunterwürgen, sodass man es mit Wasser und Zucker mischte.
Geboren war das Tonic Water, das bis heute chininhaltig sein muss und untrennbar mit dem Gin und Tonic verbunden ist. Obgleich das Tonic-Wasser etwas leichter einzunehmen war, ruhten die Engländer nicht eher, bis sie eine Möglichkeit gefunden hatten, die Bitterkeit zu mindern: Mehr oder weniger durch Zufall kam man auf die Idee, den von den Briten heißgeliebten Gin mit Tonic Water zu mischen. So entstand der allererste Gin Tonic. Er wurde von den Angehörigen der Armee in die Heimat zurückgebracht sowie in die weite Welt hinausgetragen und hat die Jahrhunderte überdauert.
Es gibt einige Gins, die kannst du gut pur trinken. Davon gibt es allerdings nicht allzu viele. Die Regel ist, der Gin ist wie ein Aromenkonzentrat, wie ein Sirup, mit ganz viel Geschmack auf einen Tropfen. Wenn du den auf die Zunge nimmst, dann wirst du überrannt. Du hast das Gefühl ein Panzer fährt durch deinen Mund, da sind subtile Geschmacksnuancen einfach nicht herauszufinden. Was tust du mit einem Sirup? Du verdünnst ihn mit Wasser. Und genauso ist es mit dem Gin.
Unter anderem ist es gerade diese Bitterkeit, welche dem Gin Tonic dieses Gefühl von Erfrischung verleiht.
Du öffnest das Aroma durch die Zugabe von Tonic. Aus dem Panzer wird ein Chopper, mit dem du langsam durch die Aromenwelt cruised. Plötzlich hast du viel weniger intensiven Geschmack auf einen Punkt konzentriert, statt dessen in leichtere Aromen aufgefächert. Die übliche Verteilung von Gin und Tonic ist 1:4. Versuch es einmal mit 1:3, 1:2 oder gar 1:1. Du wirst häufig merken, es bedarf gar nicht so viel Tonic, um einen Gin zu öffnen. Etwa 95% aller Menschen auf der Welt trinken Gin als Gin Tonic und lassen sich, gerade im Sommer, auf diesen Frischekick ein.
Es gibt viele Gründe für die Beliebtheit von Gin Tonic:
Der Longdrink setzt sich aus nur drei bzw. vier Zutaten zusammen, die alle einfach zu finden sind und für die man nicht zu tief in die Tasche greifen muss. Der Mix aus feinherben, säuerlich fruchtigen und herbalen bis würzigen Noten spricht fast jeden Gaumen an. Sowohl die Briten als auch die restlichen Europäer und sowohl die Amerikaner als auch Genießer in anderen Regionen der Welt wissen den Gin Tonic zu schätzen.
Der Aufwand des Mixens ist denkbar gering, während andere Longdrinks für Anfänger zu kompliziert sind oder auf zahlreiche Zutaten zurückgreifen. Heute gibt es eine schier unendliche Auswahl an Ginsorten und Tonic, sodass sich selbst ein so geradliniges, scheinbar simples Mischgetränk auf immer wieder neue Weise entdecken lässt.
Der englische Begriff "build in glass" weist darauf hin, dass man den Drink nicht vormixt und auch nicht im Shaker schüttelt, sondern ihn im Gästeglas selbst zubereitet. Alle, die beim Gin Tonic auf einen deutlichen Gin-Geschmack Wert legen und nur wenig Tonic beigeben, sollten eher auf ein breites, kürzeres Glas setzen. Es bietet sich das robuste Tumbler-Glas an, wie man es u. a. vom Whisky kennt. Den Gegensatz dazu stellt ein Collins-Glas dar, das hoch und schmaler ist und sich für den sogenannten dünnen Gin mit deutlichem Tonic-Water-Anteil eignet.
Man klassifiziert den Gin Tonic als einen Longdrink und nicht als einen Cocktail bzw. Shortdrink. Das hat mit seinem Inhalt zu tun und ist damit verbunden, dass das Ganze in einem hohen, großen, geraden Highball-Glas gemischt wird. Zwei Hauptzutaten werden auf jeden Fall benötigt: Gin und Tonic. Es muss Tonic-Wasser sein, denn normales Wasser oder Soda verfügt nicht über den obligatorischen bitteren Beigeschmack, der dem Chinin zu verdanken ist.
Schritt 1:
Man gibt Eiswürfel in das Highballglas. Crushed Ice sollte nicht verwendet werden.
Schritt 2:
Auf die Eiswürfel gibt man den Gin. Wird auf das Verhältnis von 1/3 Gin und 2/3 Tonic Water gesetzt, sollten 6 cl (60 ml) Wacholderschnaps ins Glas gegeben werden. Es bietet sich an, dafür ein geeichtes Schnapsglas oder einen Messbecher mit Strichen für 2 cl und 4 cl zu nutzen.
Schritt 3:
Anschließend wird Tonic Water hinzugegeben, bis das Glas voll ist und das Mischverhältnis stimmt. Manche geben erst den Gin und dann die Eiswürfel ins Glas, bevor der Filler den Longdrink komplett macht.
Schritt 4:
Man rührt den Drink vorsichtig um, damit sich Spirituose und Filler miteinander vermischen und die Eiswürfel langsam schmelzen. Im Idealfall verwendet man einen langen Löffel – als Barzubehör erhältlich – oder einen Cocktail-Rührstab für das Gästeglas. Indem man die Eiswürfel beim Umrühren sanft hinunterdrückt, lassen sich Gin und Tonic gut miteinander mischen.
Schritt 5:
Zuletzt garniert man das Glas mit einer Scheibe Zitrone oder Limette. Es ist üblich, einen Spritzer der frisch angeschnittenen Zitrusfrucht ins Glas zu geben. Will man einen noch deutlicheren Unterton von Fruchtigkeit, ist es möglich, Zitronenscheiben oder Limettenscheiben direkt ins Glas zu geben.