Dessertweine

Whisky mit `nem Sherry- oder Port-Finish schmeckt mir am besten…“ – diesen Satz habe ich mehr als ein Mal auf einer Messe oder einem Event gehört, aber wenn ich dann nachgefragt habe, ob die Person schon mal einen Sherry oder Port pur getrunken hat, war die Antwort meistens „Nein“… irgendwie komisch, wenn man mich fragt! Also ich würde - ehrlich gesagt -wissen wollen, woher dieser spezielle Geschmack, der mir so gefällt, stammt - du nicht…? 😉

Nicht nur in den beiden großen Welten Rum und Whisky sind Finishes oder auch komplette Lagerungen in Sherry- oder Portwein-Fässern gängig – auch die Hersteller von anderen gelagerten Spirituosen wie Korn, Gin und Wermut sind auf den Geschmack gekommen, und das nicht erst gestern.

Letztendlich spielt die Kategorie DESSERTWEIN schon sehr lange eine tragende Rolle in der facettenreichen Spirituosenwelt, aber bisher so gut wie nur nebenbei. Oder besser formuliert: ohne die nötige Tiefe und Aufmerksamkeit, die sie eigentlich verdient… In vielen mediterranen Ländern gehören diese Spezialitäten schon lange zum guten Ton und werden zu einem süßen Dessert oder einer Käseplatte gereicht – der perfekte Abschluss eines tollen Mahls! Hand aufs Herz - ich könnte wetten, dass viele Leserinnen und Leser bereits im Urlaub in diesen Genuss gekommen sind, aber hierzulande wurden diese Leckereien stets eher stiefmütterlich behandelt und waren nie wirklich auf dem Schirm – LEIDER wie ich ganz klar und deutlich anmerken möchte. Die Zeichen stehen ganz gut, denn man merkt in den letzten zwei bis drei Jahren eine langsam wachsende Nachfrage und ein stärkeres Interesse, daher auch meine Zeilen als kleine Unterstützung für diese tolle Warengruppe!

DESSERTWEINE – auch „Süßweine“ genannt – ist ein Sammelbegriff und bezieht sich auf alle vollmundigen Weine mit einer starken Süße, die stets mit einer angenehmen Frische und Fruchtigkeit einhergehen. Eine genaue Definition gibt es für diese Kategorie nicht wirklich – sie beinhaltet sowohl „aufgespritete“ (=mit Alkohol angereicherte) Weine als auch solche, deren starke Süße durch die Konzentration des in den Weintrauben natürlich enthaltenen Mostzuckers gebildet wurde.

Es ist auch wichtig, zu erwähnen, dass es neben den beiden „Großen“  - Sherry und Port - auch noch weitere gibt, denen langsam immer mehr Aufmerksamkeit zu Teil wird – die Rede ist von Sauternes aus Frankreich, Marsala aus Italien und Madeira von der gleichnamigen Insel. Auch hier gab es schon die einen oder anderen Finishes, aber lange nicht so viele wie von den anderen beiden, da diese nicht so weit verbreitet sind und es demnach auch schwieriger ist, an Fässer ranzukommen… Die Beliebtheit der Verwendung für eine individuelle Verfeinerung mit einem Finish spielt den Herstellern natürlich in die Hände und das Trading der Fässer ist zu einem riesengroßen Geschäft herangewachsen, was man als Privatkonsument oder Liebhaber gar nicht so mitbekommt, da es im Hintergrund abläuft – eines kann ich aber sagen: es geht mittlerweile so weit, dass manche Produzenten ihre Fässer für einen vereinbarten Zeitraum zur Belegung nur noch vermieten – diese Fässer verlassen nicht einmal mehr die eigenen Katakomben! Ich denke an diesem Beispiel kann man leicht erkennen, wie wertvoll diese Fässer geworden sind und wie schwer es für neue Marken ist, an passende und qualitativ hochwertige gebrauchte Fässer auf dem Sekundarmarkt zu kommen.

Dessertweine

Leider fehlt mir der Platz, um historisch richtig auszuholen, aber mir ist es aktuell wichtiger, dir aufzuzeigen, welchen Stellenwert DESSERTWEINE in unserer heutigen Zeit und Welt haben, als auf den Ursprung und / oder die Herkunft genauer einzugehen. Ich bin zum einen kein Geschichtsprofessor und zum anderen mir sicher, jeder kann dies schnell für sich selbst recherchieren, wenn das Interesse besteht. Diese Kategorie hat so viel zu bieten und meiner Meinung nach, ist für jeden etwas dabei: sei es eine tolle Jahrgangsabfüllung zu einem moderaten Preis als Jubiläumsgeschenk, ein neuer Low-Alcohol-Lieblingsdrink mit einem White oder Rosé Port und Tonic oder auch eine individuelle Aperitif-Kreation um mal etwas anderes zu haben als immer nur den allseits bekannten Sprizz. Die Bandbreite ist sehr facettenreich und es wäre viel zu schade, diese Abfüllungen weiterhin als „Produkte aus Oma’s Zeiten“ anzusehen!

- Christoph Knorr

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