19. Februar 2025

Die Geschichte des Rums

Teil 1: Die Ursprünge in der Karibik

Rum – kaum eine andere Spirituose ist so eng mit Sonne, Meer und karibischem Lebensgefühl verbunden. Doch seine Geschichte beginnt lange vor den heutigen Strandbars und edlen Degustationen. Bevor Rum die Welt eroberte, war Zuckerrohr der eigentliche Hauptakteur. In diesem ersten Teil unserer Serie werfen wir einen Blick auf die Ursprünge des Rums und wie Zuckerrohr und Fermentation zur Geburtsstunde dieser einzigartigen Spirituose führten.

Zuckerrohr: Die Basis des Rums

 

Die Geschichte des Rums beginnt nicht in der Karibik, sondern viel weiter östlich – in Asien. Zuckerrohr, die Pflanze, aus der Rum gewonnen wird, stammt ursprünglich aus Südostasien und Indien. Schon vor tausenden Jahren wurde sie dort kultiviert, um süßen Saft aus ihren Stängeln zu gewinnen.

Die Araber brachten das Zuckerrohr im Mittelalter nach Nordafrika und später über Spanien nach Europa. Doch es war erst die große Seefahrernation Portugal, die Zuckerrohr mit auf ihre Reisen nahm und es nach Brasilien und in die Karibik brachte. Das warme, feuchte Klima und die fruchtbaren Böden dort erwiesen sich als perfekt für den Anbau.

Die Geschichte des Rums Moodbild - Zuckerrohr

Die Geburt des Rums: Fermentation und Destillation

 

Doch wie wurde aus Zuckerrohr Rum? Der entscheidende Moment kam, als die Zuckerrohrproduktion in den karibischen Kolonien Fahrt aufnahm.

Zucker war im 16. und 17. Jahrhundert ein begehrtes Luxusgut in Europa. Auf den Plantagen wurde das Zuckerrohr geerntet, gepresst und zu Zucker weiterverarbeitet. Dabei entstand ein Nebenprodukt: Melasse – ein zähflüssiger, süßer Sirup, der sich nicht weiter für die Zuckerproduktion nutzen ließ.

Plantagenarbeiter entdeckten, dass die Melasse zu gären begann, wenn sie stehen blieb – sie verwandelte sich durch die natürliche Fermentation in eine alkoholhaltige Flüssigkeit. Die Destillation, ein Verfahren, das ursprünglich aus dem Nahen Osten stammt, wurde dann genutzt, um den Alkohol zu konzentrieren und die ersten Formen von Rum zu erzeugen.

Anfangs war dieser frühe Rum – oft als „Kill Devil“ oder „Rumbullion“ bekannt – noch weit entfernt von dem, was wir heute als hochwertigen Rum kennen. Er war stark, scharf und oft schlecht gebrannt. Doch er hatte einen großen Vorteil: Er war billig, leicht herzustellen und länger haltbar als Bier oder Wein, was ihn zur perfekten Seefahrerspirituose machte.

Die Karibik als Wiege des Rums

 

Während die genaue Geburtsstätte des Rums umstritten ist, gibt es Hinweise darauf, dass Rum erstmals auf Barbados oder in Brasilien destilliert wurde. Von dort aus verbreitete sich die Technik schnell über die gesamte Karibik.

Einige der ersten namentlich bekannten Rumproduzenten entstanden auf den Inseln Jamaika, Martinique und Barbados. Die karibischen Kolonien wurden durch den enormen Zuckerrohranbau zu einem der wirtschaftlichen Zentren der Welt – und Rum war ein essenzieller Bestandteil dieses Systems.

Die Briten, Spanier und Franzosen, die um die Vorherrschaft in der Neuen Welt kämpften, erkannten schnell, dass Rum nicht nur ein lokales Vergnügen war, sondern auch ein äußerst profitables Handelsgut.

Die Geschichte des Rums Moodbild - Karibische Landschaft
Die Geschichte des Rums Moodbild - Fasslager

Vom Getränk zum Handelsgut

 

Zunächst war Rum das Getränk der Arbeiter und Sklaven auf den Plantagen. Doch als er erschwinglich und in großen Mengen verfügbar wurde, fand er seinen Weg in die Tavernen der Seefahrer, Piraten und Kolonialherren.

Britische Seeleute begannen, Rum als Teil ihrer täglichen Ration zu erhalten – oft verdünnt mit Wasser zu dem berühmten „Grog“. Die Royal Navy machte Rum sogar zu einem festen Bestandteil der Verpflegung auf hoher See.

Parallel dazu entwickelte sich ein florierender Rumhandel. Die Melasse, aus der Rum destilliert wurde, wurde nach Nordamerika verschifft, wo sie in Destillerien zu Rum verarbeitet wurde. Der fertige Rum wurde dann nach Europa exportiert – oder gegen afrikanische Sklaven eingetauscht, die wiederum auf die Zuckerrohrplantagen der Karibik verschleppt wurden. Dieser sogenannte „Dreieckshandel“ war einer der düstersten Aspekte der frühen Rumgeschichte und sollte die Wirtschaft der Karibik für Jahrhunderte prägen.

Der Beginn einer weltweiten Erfolgsgeschichte

 

Rum war längst mehr als nur ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion – er war zu einer eigenen Handelsware und einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Karibik geworden. Gleichzeitig entwickelte sich Rum weiter: Destillerien begannen, ihre Herstellungsverfahren zu verbessern, reifere und geschmacklich ausgewogenere Rums zu produzieren und das Image des Getränks zu verändern.

Während Rum im 17. Jahrhundert noch das Getränk der einfachen Leute war, begann er langsam seinen Siegeszug durch die gehobenen Kreise Europas und Nordamerikas. Damit war der Grundstein für den Rumhandel und den Aufstieg dieser Spirituose gelegt – ein Thema, das wir in Teil 2 unserer Serie genauer beleuchten werden.

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