25. Februar 2025

Die Geschichte des Rums

Teil 2: Der Rumhandel im 17. und 18. Jahrhundert

Nachdem Rum in der Karibik seine ersten Schritte gemacht hatte, entwickelte er sich rasend schnell zu einem der gefragtesten Handelsgüter der Welt. Im 17. und 18. Jahrhundert spielte er eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft der Kolonialmächte – und wurde zum inoffiziellen Treibstoff für Seefahrer, Piraten und Händler. Doch seine Geschichte ist nicht nur eine von exotischem Genuss, sondern auch von Gewalt, Sklaverei und einem komplexen globalen Handelssystem. In diesem Teil unserer Serie tauchen wir ein in die Welt des Rumhandels, den berüchtigten Dreieckshandel und die Verbindung zwischen Rum und der Seefahrt.

Der Dreieckshandel – Rum als Wirtschaftsmotor

 

Der Aufstieg des Rums zur globalen Handelsware ist eng mit dem sogenannten Dreieckshandel verbunden, einem grausamen Wirtschaftssystem, das Afrika, die Karibik und Europa miteinander verknüpfte. Europäische Händler brachten Waffen, Stoffe und andere Waren nach Westafrika, um Sklaven zu erwerben. Diese wurden über den Atlantik transportiert und auf Zuckerrohrplantagen in der Karibik und Nordamerika eingesetzt, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen arbeiteten, um Zucker und Melasse – die Hauptzutaten für Rum – zu produzieren. Die Melasse wurde anschließend nach Nordamerika oder Europa verschifft und dort zu Rum destilliert. Dieser Rum gelangte wiederum zurück nach Afrika oder in die Kolonien, wodurch der Kreislauf von Neuem begann. Dieses System machte Rum zu einem der bedeutendsten Handelsgüter seiner Zeit, doch es war zugleich eine der dunkelsten Episoden der Wirtschaftsgeschichte.

Geschichte des Rums Moodbild - Alte Weltkarte

Rum & die Seefahrer – Warum Seeleute nicht ohne konnten

 

Während Rum für Plantagenbesitzer und Händler ein profitables Geschäft war, wurde er für Seefahrer und Piraten schnell zum unverzichtbaren Begleiter.

Geschichte des Rums Moodbild - Piratenschiff im Sonnenuntergang

Die Royal Navy und die Rum-Ration

Die britische Royal Navy führte im Jahr 1655 eine tägliche Rum-Ration für ihre Seeleute ein, nachdem sie die spanische Insel Jamaika erobert hatten und somit Zugriff auf große Mengen Rum erhielten. Anfangs wurde der Rum unverdünnt ausgegeben, doch dies führte schnell zu erheblichen Disziplinproblemen an Bord, da betrunkene Matrosen die Ordnung auf einem Schiff gefährdeten. Um dem entgegenzuwirken, ordnete Admiral Edward Vernon 1740 an, die Rum-Ration mit Wasser zu verdünnen – das entstandene Getränk wurde als „Grog“ bekannt. Trotz der Reduzierung des Alkoholgehalts blieb Rum weiterhin ein fester Bestandteil des Alltags in der Royal Navy. Erst 1970 wurde diese Tradition offiziell abgeschafft, ein Ereignis, das als „Black Tot Day“ in die Geschichte einging.

Rum & Piraten – Mythos und Realität

Kaum eine Figur wird so sehr mit Rum assoziiert wie der Pirat, sei es in Filmen, Büchern oder Legenden. Doch warum war Rum für Piraten so essenziell? Zum einen war er in der Karibik überall verfügbar und günstig, weshalb er zur bevorzugten Wahl für Freibeuter wurde. Zudem besaß Rum eine lange Haltbarkeit im Gegensatz zu Wasser oder Bier, die schnell verdarben – ein entscheidender Vorteil auf langen Seereisen. Darüber hinaus spielte Rum eine wichtige Rolle als Belohnung und Beute, denn Piraten eroberten häufig Rumfässer und nutzten sie als Zahlungsmittel. Zwar ist das Hollywood-Bild von sturzbetrunkenen Piraten stark übertrieben, doch Rum war zweifellos ein integraler Bestandteil der Piratenkultur und wurde oft eingesetzt, um Loyalität und Gehorsam in der Mannschaft zu sichern.

Die großen Rum-Nationen und ihre Besonderheiten

 

Während Rum zunächst ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion war, erkannten viele Länder schnell seinen wirtschaftlichen Wert. So entwickelten sich verschiedene Nationen, die bis heute für ihre Rumproduktion bekannt sind.

Barbados – Die Wiege des Rums
Barbados wird oft als der Geburtsort des Rums bezeichnet. Schon 1640 begannen dort die ersten Plantagenbesitzer, Rum professionell herzustellen. Die Barbados-Rums sind bekannt für ihre weiche, ausgewogene Stilistik mit feinen Vanille- und Fruchtnoten.

Jamaika – Der kräftige, würzige Stil
Jamaika perfektionierte das Destillationsverfahren und entwickelte kräftige, aromatische Rums mit hohen Ester-Werten, die oft einen intensiven „funky“ Charakter haben. Diese Rums sind bis heute sehr geschätzt.

Martinique – Französischer Agricole-Rum
Die französischen Kolonien wie Martinique entwickelten eine eigene Rum-Tradition – den Rhum Agricole. Statt Melasse wird hier direkt frischer Zuckerrohrsaft verwendet, was zu einem frischen, grasigen und sehr charaktervollen Rum führt.

Nordamerika – Die Rum-Destillerien der Kolonien
Auch in den britischen Kolonien in Nordamerika wurde Rum destilliert – besonders in Neuengland. Boston und Rhode Island entwickelten sich im 18. Jahrhundert zu bedeutenden Produktionszentren.

Geschichte des Rums Moodbild - Aktuelle Karte der Karibik

Rum als Handelsware – Ein globaler Siegeszug

 

Rum entwickelte sich bis zum 18. Jahrhundert von einem karibischen Erzeugnis zu einer weltweit gehandelten Ware und erlebte einen regelrechten Siegeszug. In Europa gelangte Rum nach England, Frankreich und Spanien, wo er zunächst als exotisches Luxusprodukt galt, aber mit der Zeit auch in Tavernen und Bars immer häufiger ausgeschenkt wurde. In Nordamerika war Rum im 18. Jahrhundert das am weitesten verbreitete alkoholische Getränk – so beliebt, dass er sogar als Zahlungsmittel diente. Auch in Afrika spielte Rum eine bedeutende Rolle, da er oft als Tauschware für Sklaven verwendet wurde und ein fester Bestandteil des kolonialen Wirtschaftssystems war. Während der weltweite Konsum von Rum stetig wuchs, tauchte jedoch eine neue Konkurrenz auf: Whisky. Besonders in Nordamerika begann dieser, Rum als bevorzugte Spirituose zu verdrängen – eine Entwicklung, die langfristige Auswirkungen auf den Rumhandel hatte.

Im nächsten Teil unserer Serie werfen wir einen Blick auf die Entwicklung von Rum in Europa. Wie wurde Rum vom Seefahrergetränk zur Bar-Ikone? Und welche Rolle spielten bekannte Rummarken dabei? Bleib gespannt!

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