Zuckerrohr

Der Rum Zuckergehalt: Ein Blick hinter die Kulissen

Rum darf ausschließlich aus einem Rohstoff hergestellt werden: Zuckerrohr. Wer daher meint, Rum sei automatisch süß, der irrt sich. In der Regel wird aus dem Zuckerrohr Melasse gewonnen. Dieses Beiprodukt durchläuft bei der Herstellung von Rum eine alkoholische Gärung und anschließend eine Destillation. In seltenen Fällen gärt stattdessen Zuckerrohrsaft. Aber das bedeutet nicht, dass man hinterher eine süße Spirituose erhält. Daher werden manche Destillate gezuckert. Hier findest Du Informationen zur Zuckerung von Rum.

Rechtliche Bestimmungen: Wie viel Zucker darf enthalten sein?

Eigentlich sollte Rum nicht gezuckert werden. Vor allem die neuen Richtlinien innerhalb der EU sind strikt, weshalb einige Hersteller ihre Produkte beispielsweise in Frankreich aufgrund des zu hohen Zuckergehaltes nicht mehr als Rum bezeichnen dürfen.

Auf dem Papier steht eines, aber die Realität sieht leider anders aus. So hat sich die Zuckerung von Rum eingebürgert und ist den Kunden meist gar nicht bewusst. So gibt es z. B. Betriebe, die Destillate von Dritten in großen Mengen aufkaufen, mit Zuckerkülör färben oder süßen und anschließend umverpackt auf den europäischen Markt bringen.

Dass dies möglich ist und oft unentdeckt bleibt, liegt an einer Tatsache: Es gibt keine einheitliche Definition, was Rum zu Rum macht. Zu viele Länder mischen mit und zu viele Details der Rum Herstellung unterscheiden sich.

Die Europäische Union besitzt mit die strengsten Vorschriften. Nach dem Brennen der Spirituose muss ein Mindestalkoholgehalt vorliegen, und es darf nur durch eine Lagerung im Fass aus Holz und zum Färben durch die Zugabe von Zuckercouleur Einfluss auf den Rum ausgeübt werden. Eine Hinzugabe von Zucker zum Nachsüßen von Rum ist hingegen untersagt. Lediglich der geringe Restanteil an natürlich vorhandenem Zucker sollte enthalten sein.

Zuckerrohr

Die Lage ist jedoch die: Die Destillation von Rum findet nur in seltenen Fällen in einem europäischen Land statt. Umso mehr Freiheiten nehmen sich manche Brennereien beim Zuckerzusatz. Es verhält sich mit der mangelnden Transparenz ebenso wie mit den Altersangaben, denn nicht jeder Rum umfasst ausschließlich Destillate, die so lang wie im Produkttitel/auf dem Label angegeben reifen durften.

Der Zucker im Rum wird meist verschwiegen, obwohl man den Zuckerzusatz manchmal sogar herausschmeckt.

Warum wird Rum Zucker zugesetzt?

Das Ironische ist, dass man es den Konsumenten zu verdanken hat, dass sich ein erhöhter Rum Zuckergehalt von der Ausnahme zur Regel entwickelt hat. So genießt Rum das Image einer relativ süßen, dunklen Spirituose. Eben jenes süße Profil ist einfacher und günstiger zu erzielen, wenn man statt einer langen Lagerung oder kunstfertigen Herstellung zu einer Hinzugabe von Zucker greift.

Süßer Rum ist beliebt, bei Einsteigern wie bei all jenen, die sich oft Rum gönnen oder damit Drinks mixen. Es sind mehrheitlich die Puristen oder echten Kenner, die den generell angebotenen Rum aus der Karibik zu süß finden und das nur schwer nachvollziehbare Nachzuckern von Rum beanstanden.

Das Süßen von Rum kann schließlich dazu führen, dass die anderen Eigenaromen wie würzige oder fruchtige Noten verloren gehen. Aber viele suchen gar nicht nach einem so komplexen Genuss. Für die breite Masse ist süßer Rum mit Noten von Karamell und Vanillin sowie einem milden Profil Standard, insbesondere für Anfänger und alle, die sich nur selten ein Glas Rum gönnen. Genau jene hohe Nachfrage ist mit ein Grund, warum die Hinzugabe von Zucker bei der Spirituose gang und gäbe ist.

Der neue Trend: Weg von der künstlichen Süße?

2014 und 2015 sorgten zwei Veröffentlichungen dafür, dass die Zuckerung von Rum in aller Munde war. Während vorher kaum ein Verbraucher davon wusste, machten die Reporte samt Auflistungen von Marken/Produkten und dem jeweiligen Zuckergehalt die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam.

Drecon, ein Blog aus Dänemark, machte den Anfang. Dem schloss sich The Rum Pirate an. Aus den Testergebnissen wurde ersichtlich, dass auch diverse sogenannte Premium-Produkte ordentlich nachgesüßt wurden, denn der nachgewiesen hohe Zuckergehalt kann nicht auf die Reifung/Fasslagerung im Eichenfass zurückgeführt werden. Der gezuckerte Rum war eigentlich eher ein Likör mit Werten von bis zu 50 Gramm Zucker pro Liter (bei Likören muss er mindestens 100 g/l betragen).

Rum

Ob Spirituosen von unabhängigen Abfüllern wie Plantation Rum, beliebte Topseller wie Botucal oder Zacapa, Exoten wie Don Papa oder Klassiker wie El Dorado - all sie wurden kräftig nachgezuckert. Das muss nicht automatisch etwas Schlechtes sein, denn wie gesagt genießen solche Produkte eine hohe Beliebtheit bei einem breiten Publikum.

Wer es bei der Spirituose aus natürlich gewonnener Melasse lieber authentisch und vielschichtig mag, wird bei El Ron del Artesano oder neuerdings bei Dictador Rum fündig.

Was versteht man unter Rum ohne Zucker?

Wie bereits erwähnt, lässt es sich nicht vermeiden, dass Rum Zucker enthält. Zum einen liegt das am Rohstoff Zuckerrohr bzw. Melasse und zum anderen an der Lagerung in Holzfässern - mit Ausnahme von weißem, nicht in einem Fass gereiftem Rum.

Auch andere Spirituosen wie Whisky werden durch die jahrelange oder jahrzehntelange Ruhephase in einem Fass aus Eichenholz beeinflusst. Bei Rum ohne Zucker handelt es sich also nicht um komplett zuckerfreie Spirituosen, sondern genau genommen um Rum ohne Zuckerzusatz. Es wurde vonseiten des Herstellers oder Abfüllers kein Zucker beigegeben. Dennoch mag ein niedriger Zuckergehalt im Geschmack und bei Proben bemerkbar sein, beispielsweise von bis zu 5 g/l.

Weitere Details der Herstellung mögen sich ebenfalls auf den letztendlich vorhandenen Zucker bei Rum auswirken, z. B. die Destillation aus Zuckerrohrsaft statt aus Melasse oder aus einer bestimmten Zuckerrohrsorte. Rum ohne Zuckerzusatz ist auch in manchen Fällen außerhalb der Europäische Union vorgeschrieben: So ist es u. a. Herstellern von Jamaica Rum untersagt, ihr Destillat vor der Flaschenabfüllung Zucker zuzugeben. 

Zuckerfreier Rum ist direkt als Destillat von jamaikanischen Herstellern zu haben. Dasselbe gilt für Rhum Agricole aus Martinique und Melasse Rum aus Barbados.

Südamerika sollte hingegen eher gemieden werden, wenn Du Rum ohne Zucker kaufen willst, denn Zusatzstoffe zum Süßen und/oder Aromatisieren sind dort recht gängig.

Wie schmeckt zuckerfreier Rum?

Die natürlich enthaltene Süße ist gering. Sie kommt dementsprechend in Aroma und Geschmack kaum zum Ausdruck. Fruchtige und würzige Noten dominieren. Aber auch vergleichsweise trockener Rum ohne Zucker mag aufgrund dem Bourbonfass oder einem anderen Fass einen Unterton von Vanille oder einen anderen leicht süßlichen Beiklang im Geschmack aufweisen.

Je trockener der Rum, desto kräftiger und komplexer mag er wirken. Zum Vergleich ist Bourbon Whiskey süßer und milder als Rye Whiskey mit ausgeprägter Würze - wobei hier Nachzuckern bzw. Zusatzstoffe kein Thema sind.

rum_fasslagerung

Wird Rum ohne Zucker anderweitig gesüßt?

Wie schon angedeutet, gibt es bei Rum im Allgemeinen keine Deklarationspflicht für Zusatzstoffe oder ein Süßen. Ebenso mangelt es an Importbeschränkungen oder einheitlichen Kennzeichnungen. Wird von einem Betrieb betont, dass kein Nachsüßen erfolgte, dann bedeutet das in der Regel, dass auch nicht statt Zucker ein anderes Süßungsmittel zum Einsatz kam. In selteneren Fällen greift der Betrieb auf Vanillin zurück.

Zuckerkulör dient dem Färben und wirkt sich nicht auf die Süße aus. Dasselbe gilt für Karamell als Farbstoff. Spiced Spirituosen auf Rum-Basis beinhalten andere Aromen wie Gewürze oder Früchte. Unverfälschter Rum ohne Zusätze wie Zucker, Vanillin oder Glycerin mag selten sein, aber es gibt ihn!

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