Die "Neptunus" und der Flensburger Rum
Auf seiner Rückkehr von der ersten Reise nach St. Croix brachte das Segelschiff braunen Rohrzucker aus Zuckerrohr sowie Rum und Tabak in die Hafenstadt und schaffte eine Grundlage für den erfolgreichen, lukrativen Überseehandel der Dänen. Dieses Zeitalter dauerte knapp 100 Jahre lang an. Zucker galt damals noch als Luxusgut, quasi als weißes Gold mit hohem Preis und Prestige. Umso wichtiger war der Seehandel, den die "Neptunus" ins Rollen brachte. Sie folgte auf den Spuren des Entdeckers Christoph Kolumbus, der 1492 Amerika bzw. die Neue Welt mit all ihren Inseln entdeckte. In den Jahrzehnten danach wurde durch die Spanier und Franzosen das Zuckerrohr in der Karibik eingeführt. Sklaven, die man für die harte Arbeit auf den Plantagen aus Afrika einführte, erfanden den Vorläufer von Rum, weil sie Alkohol aus den Rohstoffen brannten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der klare, starke Zuckerrohrbrand zu einem edleren Destillat aus Melasse. Die Europäer wurden auf die Spirituose aufmerksam und transportierten sie mit den Handelsschiffen in ihre Heimat in der Alten Welt. So begann man damit, den Rum in Holzfässern zu lagern, was ihn gleichzeitig veredelte.
Der Import von und Handel mit Rum und anderen Luxusgütern verwandelte die Stadt Flensburg mit ihrem großen Hafen in ein bedeutendes Handelszentrum. Zur Blütezeit des Rums Anfang des 19. Jahrhunderts schaffte man es schätzungsweise auf einen Import von fast einer Million Litern Rum im Jahr. Nach dem Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert war Flensburg eine der wichtigsten Handelsstädte im skandinavischen Raum, doch der Dreißigjährige Krieg beendete die Blütezeit des Flensburger Handels. Interessanterweise wurde die Verbindung zum Rum aufrechterhalten. Das hatte man u. a. Johann Gerhard Feddersen und der Gründung der "Westindischen Kompagnie" durch Flensburger Kaufleute Mitte des 18. Jahrhunderts zu verdanken.