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Flensburger und deutscher Rum: wenn Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen

Deutscher Rum hat viel Aufmerksamkeit verdient. Er mag nach wie vor zu den Geheimtipps gehören, birgt jedoch ein riesiges Potenzial in sich. Alles begann vor Jahrhunderten mit dem Flensburger Rum, und inzwischen hat nicht nur dieser eine Art Revival erlebt, sondern es hat sich auch der davon unabhängige Rum aus Deutschland etabliert. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen, um dir den im Trend liegenden German Rum näherzubringen.

Die Vergangenheit: die Seefahrt und der Rum aus Flensburg

Warum war und ist Flensburg eigentlich die deutsche Rum-Hauptstadt? Flensburger Rum lässt sich – grob zusammengefasst – auf das Handelsschiff "Neptunus" zurückführen und ist aus gutem Grund untrennbar mit der Handelsstadt Flensburg verbunden. Bei der "Neptunus" handelt es sich um das erste Segelschiff, das von Deutschland aus in die Karibik aufbrach – wobei Flensburg zu jenem Zeitpunkt zum dänischen Königreich gehörte und als Dreh- und Angelpunkt für den Handel mit den dänischen Kolonien in der Neuen Welt dienen sollte. Die Jungfernfahrt des historischen Segelschiffes nach Westindien fand 1755 statt. Interessierte sollten einen Besuch des Flensburger Rum-Museums in Betracht ziehen, denn dort wird dieses Ereignis seit Kurzem anschaulich aufgegriffen. Genauso wie Flensburg im Norden der heutigen Bundesrepublik war die Insel St. Croix in der Karibik ein Teil des dänischen Territoriums. Das Handelsschiff "Neptunus" steuerte sie an und brachte damit den Import von Rum in Gang. Sowohl unverdünnter Original Rum als auch der für den später in Deutschland entwickelten Rumverschnitt der Flensburger Rumhäuser Alkohol wurde von den Danish West Indies nach Flensburg transportiert.

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Die "Neptunus" und der Flensburger Rum

Auf seiner Rückkehr von der ersten Reise nach St. Croix brachte das Segelschiff braunen Rohrzucker aus Zuckerrohr sowie Rum und Tabak in die Hafenstadt und schaffte eine Grundlage für den erfolgreichen, lukrativen Überseehandel der Dänen. Dieses Zeitalter dauerte knapp 100 Jahre lang an. Zucker galt damals noch als Luxusgut, quasi als weißes Gold mit hohem Preis und Prestige. Umso wichtiger war der Seehandel, den die "Neptunus" ins Rollen brachte. Sie folgte auf den Spuren des Entdeckers Christoph Kolumbus, der 1492 Amerika bzw. die Neue Welt mit all ihren Inseln entdeckte. In den Jahrzehnten danach wurde durch die Spanier und Franzosen das Zuckerrohr in der Karibik eingeführt. Sklaven, die man für die harte Arbeit auf den Plantagen aus Afrika einführte, erfanden den Vorläufer von Rum, weil sie Alkohol aus den Rohstoffen brannten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der klare, starke Zuckerrohrbrand zu einem edleren Destillat aus Melasse. Die Europäer wurden auf die Spirituose aufmerksam und transportierten sie mit den Handelsschiffen in ihre Heimat in der Alten Welt. So begann man damit, den Rum in Holzfässern zu lagern, was ihn gleichzeitig veredelte.

Der Import von und Handel mit Rum und anderen Luxusgütern verwandelte die Stadt Flensburg mit ihrem großen Hafen in ein bedeutendes Handelszentrum. Zur Blütezeit des Rums Anfang des 19. Jahrhunderts schaffte man es schätzungsweise auf einen Import von fast einer Million Litern Rum im Jahr. Nach dem Niedergang der Hanse im 16. Jahrhundert war Flensburg eine der wichtigsten Handelsstädte im skandinavischen Raum, doch der Dreißigjährige Krieg beendete die Blütezeit des Flensburger Handels. Interessanterweise wurde die Verbindung zum Rum aufrechterhalten. Das hatte man u. a. Johann Gerhard Feddersen und der Gründung der "Westindischen Kompagnie" durch Flensburger Kaufleute Mitte des 18. Jahrhunderts zu verdanken.

Eine clevere Notlösung: Flensburger Rum-Verschnitt

Es verlief jedoch nicht alles glimpflich: Die Industrialisierung sorgte für Veränderungen in der Wirtschaft und im Handel, kombiniert mit der Gewinnung von Zucker aus Zuckerrüben statt Zuckerrohr. Schließlich konnten die Zuckerraffinerien in Flensburg nicht mehr mit der Konkurrenz mithalten. Aus der Not wurde eine Tugend: Man erfand den Flensburger Rum-Verschnitt, den Du noch heute entdecken kannst, da er nie komplett aufgegeben wurde. Für den Flensburger Rum-Verschnitt importierte man hochprozentigen Original Rum aus der Karibik, u. a. aus Jamaika. Er wurde im Herstellungsland gebrannt und im rohen Zustand nach Flensburg verschifft. Rund 5 % jenes Destillates nutzten die Kaufleute bzw. Rum-Häuser als Grundlage für ihren Rum Verschnitt. Dieser umfasste daneben noch den besonderen "German Flavoured Rum", neutralen Agraralkohol aus Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben sowie Wasser. Das Verschneiden auf diese Weise dachte man sich aus, weil zu jener Zeit exorbitante Einfuhrzölle auf Spirituosen wie Rum erhoben wurden. Um diese zu umgehen, wurde der Original Rum gemischt und verändert. Es entstand der "deutsche Rum". Deutscher Rum aus Flensburg bzw. Flensburger Rum Verschnitt machte es möglich, nur noch kleine Mengen an Rum einzuführen und kaum Einfuhrzoll zu entrichten. Das wiederum setzte eine neue Blütezeit in Gang und etablierte den Rum aus Flensburg.

Fässer

Der Niedergang der Flensburger Rumhäuser

Etwa 100 Jahre lang florierte der neuartige Rum-Handel und mit ihm der Flensburger Rum. Die Handelsstadt Flensburg ging danach von Dänemark an Österreich und Preußen über, was bedeutete, dass man nicht mehr Alkohol von den Jungferninseln wie St. Croix einführen konnte. Wie immer ließen sich die findigen Flensburger jedoch davon nicht unterkriegen. Die voranschreitende Industrialisierung führte zu verkürzten Lagerzeiten und einer gesteigerten Herstellung von Rum Verschnitt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts begann der Niedergang der Flensburger Rumhäuser, von denen es damals über 20 gab. Rennomierte Rumhäuser wie Pott, Hansen, Asmussen, Sonnberg und Dethleffsen waren lang die Hauptakteure, mussten sich aber nach und nach geschlagen geben. Flensburger Rum Verschnitt geriet mehr oder weniger in Vergessenheit – mit Ausnahme vom Rumhaus A. H. Johannsen mit seiner beachtlichen Firmengeschichte von mehr als 130 Jahren. Circa 250 Jahre lang waren Flensburg und der deutsche Rum untrennbar miteinander verbunden. Vor einigen Jahren haben Unternehmen damit begonnen, dieses Zeitalter in Erinnerung zu rufen. Deutscher Rum wurde wiederbelebt, und in diesem Zuge macht auch der Flensburger Rum erneut auf sich aufmerksam. Die Flensburg Rum Company mit ihrem Rum ist ein tolles Beispiel hierfür – und das Flensburger Rum Museum lässt die Geschichte vom Seehandel mit der Flensburger Rumregatta und vom Rum Verschnitt ebenfalls weiterleben.

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Rum aus Flensburg kaufen

Willst Du Flensburger Rum kaufen, dann stehen dir mehrere Marken zur Auswahl. Dieser kurze Blick auf die Hersteller von Flensburger Rum könnte dir bei der Kaufentscheidung weiterhelfen.

Flensburg Rum Company

Eins vorweg: Authentischer und interessanter als beim Flensburg Rum Company Rum aus Flensburg geht es kaum. Er verzichtet auf Farbstoffe und ist auch kein Verschnitt, sondern ein echter Rum voller Authentizität, der in liebevoller Handarbeit entsteht. Die Flensburg Rum Company stützt sich bei der Produktion u. a. auf kristallklares Gletscherwasser aus der Region, um den Flensburger Rum auf die gewünschte Trinkstärke herabzusetzen. Hochwertiger Rum von der Flensburg Rum Company basiert auf Zuckerrohrsaft, der aus Kolumbien eingeführt wird. Moderne Brennanlagen dienen dem Destillieren der daraus gewonnenen Maische. Dann steht eine Lagerung in Eichenfässern mit geringem Fassungsvermögen an. 2019 erblickte die erste Abfüllung der Flensburg Rum Company das Licht der Welt, und seitdem gilt die Spirituose als deutscher Rum der mustergültigen Art, der die Waage zwischen Tradition und Innovation hält. Er verspricht einen süßen, fruchtigen Genuss mit Nuancen von Pfeffer und Gras.

 

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Hansen Rum

Das berühmte, alteingesessene Flensburger Rumhaus Hansen gehört zu den wenigen, die den Kampf nicht aufgegeben haben. Gegründet wurde das Handelshaus in Flensburg schon Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie die Konkurrenten erlebte es einen Niedergang, doch 2000 verkaufte man die Marke Hansen Rum an den Spirituosenkonzern Berentzen. Dieser hauchte dem Flensburger Rum neues Leben ein. Aus dem Hause Hansen gibt es sowohl den Hansen Präsident Rum als auch den Hansen Blau Rum und den Hansen Rot Rum zu kaufen. Hansen Rum gilt als eher mild, leicht und würzig.

Unser Tipp: Soll es ein Mixgetränk wie ein Grog oder ein Experiment wie ein deutscher Rumtopf werden, ist Flensburger Rum Verschnitt eine tolle Idee.

Deutscher Rum vom Feinsten

Etwas gesondert davon betrachten sollte man den Rum aus Deutschland im Allgemeinen. Er wird in den verschiedensten Winkeln des Landes mit viel Liebe zum Detail hergestellt. Gemeinsam ist den Betrieben ihr Streben nach individuellem Genuss voller Qualität und Wiedererkennungswert. Es gibt jedoch auch Unterschiede zu beobachten. Deutscher Rum kann auf Zuckerrohrsaft oder Melasse aus den verschiedensten Ländern basieren. Er wird entweder hier gebrannt und abgefüllt oder baut auf einem Destillat auf, das hierzulande gereift und eventuell verschnitten wird, bevor man es in die Flasche füllt. Deutscher Rum Verschnitt ist dies nicht, sondern echter Rum, teilweise aromatisiert oder speziell veredelt.

Rum

Deutscher Rum von der Manufaktur Lehmitz

Ein weiteres Highlight aus Hamburg ist der Manufaktur Lehmitz Rum vom gleichnamigen Betrieb. In kleinen Chargen destilliert das familiengeführte Unternehmen hochwertige Spirituosen, die sowohl traditionell als auch modern wirken. Der Rum der Manufaktur Lehmitz gesellt sich zu anderen Produkten, die seit über 50 Jahren von der Familie Lehmitz in Umlauf gebracht werden. Charakteristisch für den Hamburger Rum ist, dass sein Hersteller gern mit den Fasstypen experimentiert. Jede Abfüllung wurde von einem anderen Fass geprägt. So gibt es u. a. den Manufaktur Lehmitz Port Pipe Cask Rum aus dem Portweinfass mit fruchtigem Charisma und den Manufaktur Lehmitz Double Cask Rum aus Nicaragua und Jamaika, der doppelt gereift ist. Man kann beide Abfüllungen gut pur oder auf Eis trinken.

Simons Rum aus Bayern

Nicht nur im Norden der Bundesrepublik versteht man sich auf die Herstellung von German Rum – auch im Süden ist man auf den Rum gekommen. Der Bavarian Rum aus dem Hause Simon ist ein Paradebeispiel hierfür und hat bereits reichlich Lob eingefahren. Die seit Ende des 19. Jahrhunderts familiengeführte Feinbrennerei in Bayern ist die Produktionsstätte des ausdrucksstarken, prämierten Qualitätsproduktes. Der Simon’s Rum wird von Severin Simon hergestellt, der sich hierfür auf einen pot still (Kupferbrennkessel) für die diskontinuierliche Destillation stützt. Eine Verschlussbrennerei verarbeitet die Zuckerrohrmelasse, und das hebt den Simons Bavarian Rum von der Masse ab. Mit Unterstützung von Tres Hombres für Fraitrade Rum und mithilfe von Holzfässern aus dem Spessart entsteht ein Trinkerlebnis, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Faszinierenderweise gibt es von der Brennerei Simon’s gleich mehrere Abfüllungen zu entdecken, u. a. den Simons Bayrischer Marine Rum, den Simons Bavarian Nordic Rum Valkyrie und den Simons Bavarian Sweetened Rum Kalypso.

Rumult

Lantenhammer Rumult

Und noch ein Rum aus Bayern! Die Destillerie Lantenhammer, die Du vielleicht als Hersteller von Edelbränden, Gin, Whisky und Vodka kennst, hat am Schliersee ihren Sitz und kümmert sich seit Neuestem auch um den Rum aus Deutschland. Ihr Lantenhammer Rumult ist ein deutscher Rum voller Finesse und Charme. Kennzeichnend für den Rumult Bavarian Rum ist, dass er auf Zuckerrohrhonig (statt Melasse) aus Mauritius basiert und quasi ähnlich einem Rhum Agricole konzipiert wird. Die Traditions-Destillerie Lantenhammer präsentiert hiermit unter der Leitung von Tobias Maier ein gelungenes Experiment. Der agricoleartige Rum wird im pot still gebrannt und reift doch tatsächlich in vier Fassarten: Bourbon, Sherry, Madeira und Cognac. Schokoladige Süße und Rosinen prägen das angenehme Trinkerlebnis.

Fazit

Deutscher Rum wie von der Flensburg Rum Company ist im Kommen. Es bleibt jedoch abzusehen, ob der Rum-Trend in Deutschland genauso viele Produkte und Medaillen einbringen wird wie der deutsche Gin. Seit rund vier Jahren ist Rum aus Deutschland in aller Munde, da er eine alte Tradition wiederaufleben lässt und dabei viel Spielraum für Experimente bietet. Flensburger Rum entführt in die Vergangenheit, während der deutsche Rum aus anderen Städten ein neues Zeitalter einläutet und von immer mehr Start-ups angeboten wird. Revolte Rum und Alfred’s Trail waren mit die ersten, die das Experiment wagten.

Unterschieden wird in drei verschiedene Kategorien

  • deutscher Rum, bei dem der Zuckerrohrsaft oder die Melasse aus dem Ausland eingeführt und hier destilliert wird

  • deutscher Rum, bei dem ein Destillat aus der Karibik oder einem anderen Land importiert und hier gelagert sowie abgefüllt wird

  • deutscher Rum, bei dem ein andernorts gebranntes und gelagertes Destillat mit einem Finishing verfeinert wird

Mehr und mehr Betriebe widmen sich der ersten Rubrik, die bis vor wenigen Jahren noch undenkbar war und nun spannende Spirituosen voller Wiedererkennungswert zum Vorschein bringt.

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