Genüssliche Entdeckungsreise

Unterschiedliche Rumländer und typische Geschmacksnoten

Rum wird inzwischen in allen Winkeln der Welt hergestellt - auch in Ländern außerhalb der Karibik, die wir damit eigentlich nicht assoziieren würden. Dementsprechend viel Auswahl steht dir Verfügung, wenn Du feinen Rum kaufen willst. Gleichzeitig ist daher guter Rat teuer. Welcher Rum soll es denn sein? Was schmeckt wie? Hier gibt es ein paar Anhaltspunkte im Hinblick auf bekannte Rum-Länder, Stilrichtungen und typische Aromen.

JAMAIKA

Das Rumland schlechthin wollen wir zuerst vorstellen. Geht es um Rum aus der Karibik, spielt jamaikanischer Rum ganz vorne mit. Das liegt nicht nur an der langen Tradition von Jamaica Rum, sondern auch an seinem einzigartigen Charakter voller Wiedererkennungswert. Und wie schmeckt Rum aus Jamaika? Man kann ihn bei einem Rum-Tasting in der Regel rasch von der Konkurrenz unterscheiden, weil er recht intensiv, schwer und alkoholisch ist. Der Estergehalt wird sogar in Kategorien mit jeweiliger Mark-Kennzeichnung unterteilt und kann wirklich hoch werden. Hinzu kommt, dass der jamaikanische Rum von berühmten Herstellern wie Hampden Estate, Worthy Park oder Appleton Estate oft den sogenannten "funk" offenbart bzw. "funky" genannt wird. Damit fasst man die landestypischen Geschmacksnoten zusammen, die zum Teil an Gummi, Lack/Nagellackentferner, Klebstoff, reife bis überreife Tropenfrüchten wie Bananen, Gewürze, und Butter denken lassen.

Jamaika

Der Melasse Rum wird nach der überdurchschnittlich langen Gärung mit speziellen Hefen traditionell im pot still gebrannt und steht für Aussagekraft sowie Komplexität. Man empfindet ihn oft als vergleichsweise trocken, da kein Zuckerzusatz erlaubt ist. Mit seiner hocharomatischen Tiefe aufgrund der vielen Ester-Moleküle und seinem außergewöhnlichen Profil ist High Ester Rum aus Jamaika vom Geschmack daher her eher etwas für Kenner. Manchmal mag er etwas scharf in seiner Würze wirken. All dies macht Jamaica Rum zu einer guten Anlaufstelle zum Mixen von Drinks.

BARBADOS

Klar, dass beim Thema Rumländer und typische Aromen der Rum aus Barbados nicht fehlen darf. Immerhin befindet sich auf dieser kleinen Insel die Wiege von Rum aus der Karibik. Barbados Rum ist ausgesprochen traditionell und hört auch auf den Titel Bajan Rum. Er wurde einst von Hunderten von Destillerien produziert, heute sind jedoch nur wenige Brennereien noch aktiv. Dafür greifen unabhängige Abfüller den Rum aus Barbados gern auf. Er ist und bleibt einer der Klassiker und spricht außerdem ein breites Publikum an.

Wie schmeckt Rum aus Barbados?

Alles in allem lässt Barbados Rum sich als charmant und fruchtig und relativ süß beschreiben. Kokos, Karamell und Vanille schwingen häufig mit. Er besitzt meist einen leichten Körper, ein weiches Mundgefühl, und verzichtet auf Ecken und Kanten. Da nur ein geringer Estergehalt vorhanden ist, kommen andere chemische Substanzen bzw. flüchtige Duftstoffe zum Ausdruck. Manch einer ist der Meinung, bei diesem Rumland kommt es nicht so sehr auf die Einflüsse der Reifelagerung in Fässern an, sondern mehr auf die Melasse, die Gärung und die hohe Temperatur vor Ort. Schon junger Rum aus Barbados wie von der renommierten Foursquare Distillery oder Mount Gay Distillery kann hocharomatisch und harmonisch sein.

Zuckerrohr
Fässer

DOMINIKANISCHE REPUBLIK

Karibischer Rum und dominikanischer Rum sind fast schon ein Synonym. Drei Giganten - Ron Barcelo, Ron Brugal und Ron Bermudez - dominieren den Markt und schicken zahlreiche Topseller für jede Vorliebe sowie jeden Verwendungszweck ins Rennen. Aber auch viele weitere Hersteller widmen sich dem klassischen, typisch karibischen Rum aus der Dominikanischen Republik. Sein Erfolgsgeheimnis ist, dass er Einsteiger ebenso anspricht wie Kenner und zudem beim Mixen von Drinks gern gesehen ist. Interessanterweise wird so manch ein Dominican Rum aus Zuckerrohrhonig oder Zuckerrohrsaft destilliert, wobei es auch Melasse Rum zu entdecken gibt. In dem Urlaubsparadies auf der Insel Hispaniola wird Rum nach spanischem Stil hergestellt. Daher reift Rum aus der Dominikanischen Republik zum Teil nach dem Solera-Verfahren und umfasst als besonderer Blend kurz, mittellang und lang gelagerte Destillate.

Der dominikanische Rum wurde bereits Mitte des 17. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Er hat sich im Laufe der Zeit als zugänglicher Charmeur einen Namen gemacht. Und wie schmeckt Rum aus der Dominikanischen Republik? Man empfindet ihn als weich, ausbalanciert und oft recht mild. Die Weichheit und die Harmonie hat er übrigens mit dem Rum aus Kuba gemeinsam, wobei Cuba Rum ebenfalls zu den Highlights zählt. Zwar bedeutet das auf der anderen Seite auch ein nicht ganz so aromatisches oder vielschichtiges Trinkerlebnis, aber das ändert nichts an seiner Popularität. In den meisten Fällen bemerkt man neben den fruchtigen und süßen Noten noch einen würzigen Beiklang. Willst Du dich in diese Rums verlieben, empfehlen wir vor allem auch diverse Marken aus dem Hause Oliver & Oliver.

PANAMA

In südamerikanischen und mittelamerikanischen Gefilden wird ebenfalls Rum produziert, obwohl er nicht so berühmt ist wie der Rum aus der Karibik. Vor allem Panama Rum hat in den letzten Jahren den internationalen Durchbruch geschafft, wobei wir das faszinierenderweise auch deutschen Betrieben zu verdanken haben. Den Grundstein legten Experten aus Kuba wie Don Pancho, wobei inzwischen mehrere Destillerien mit dem Rum aus Zentralamerika beschäftigt sind. Marken wie Abuelo Rum, El Ron del Artesano, Malecon und Ron Malteco sind absolut konkurrenzfähig. Aber wie schmeckt Rum aus Panama?

Panamaischer Rum und dominikanischer Rum lassen sich interessanterweise miteinander vergleichen. Während Rum aus Südamerika - wie u. a. Rum aus Venezuela und Rum aus Guatemala - als hocharomatisch und facettenreich gilt, lässt sich dieser Rum aus Mittelamerika als leichter, eher sanfter Verführer beschreiben. Balance, Weichheit und ein offenherziges Profil zeichnen den Rum aus Panama aus. Er gibt sich verhältnismäßig süß und reichhaltig. Davon einmal abgesehen wirkt er authentisch und etwas intensiver als Rum aus Kolumbien. Oft darf der panamaische Rum lang in Eichenfässern reifen.

Zuckerrohrsaft

RHUM AGRICOLE

Genau genommen nehmen wir hiermit nicht ein Land unter die Lupe, sondern einen Rum-Stil. Gemeint ist die Stilrichtung Rhum Agricole, die auf französischen Übersee-Départements perfektioniert wurde. Agricole Rum aus Zuckerrohrsaft genießt Seltenheitswert. Hier wird vergorener Zuckerrohrsaft statt Melasse als Rohstoff für de Destillation verwendet. Dieser mit H geschriebene Rhum begeistert vor allem als Rum aus Martinique und Rum aus Guadeloupe, wobei weitere Rumländer wie La Réunion, Haiti oder Mauritius sich ebenfalls diesem Rumstil widmen.

Wie schmeckt Rhum Agricole aufgrund der etwas anderen Grundlage? Man empfindet ihn als herzhaft fruchtig. Manchmal bemerkt man einen grasigen Unterton. Allzu sehr verallgemeinern sollte man beim Geschmack von Rhum Agricole nicht, denn welche Früchte genau mitschwingen, ist von Produkt zu Produkt verschieden. Außerdem haben sich pro Rumland leicht andere Geschmacksnoten herausgebildet. So lässt sich bei Rum-Verkostungen z. B. feststellen, dass Guadeloupe Rum intensiver und rauer erscheint als seine Verwandten, manchmal sogar mit einer dezenten maritimen Prägung. Martinique Rum hingegen erweist sich häufig als mild und geschmeidig, was ihn nicht zuletzt für Anfänger prädestiniert. Und wie sieht es mit dem Rum aus Reunion aus? Er präsentiert sich teilweise von der mineralischen und eher schweren Seite.

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