La Plaine St. André

Um Sie auf diese Reise mitzunehmen, müssten Sie mit mir für knapp 14 Stunden in ein Flugzeug steigen und zu einer kleinen Inselgruppe im Indischen Ozean – genauer gesagt auf die Seychellen ­- fliegen. Ich würde Sie zu gerne alle mitnehmen, denn ich hatte das Glück ein paar traumhaft schöne Tage dort verbringen zu dürfen… jeder von Ihnen, der schon einmal in diesen Genuss gekommen ist, weiß genau, wovon ich spreche. Für alle diejenigen, die noch keine Möglichkeit dazu hatten, werde ich nun versuchen, meinen Aufenthalt so bildhaft wie möglich zu beschreiben…

Eine Insel, die in voller Streckung nur knapp 30 Kilometer umfasst, ist eigentlich kaum vorstellbar – in Deutschland sind die meisten Ortschaften bzw. Städte größer, aber es kommt einem überhaupt nicht so vor. Weiße Sandstrände, große Granitsteine, Palmen und türkis-blaues Meer vermitteln, soweit das Auge reicht – den Eindruck von Unendlichkeit und Grenzenlosigkeit. In der heutigen Zeit ist die Insel mit knapp 100.000 Einwohnern angemessen besiedelt, aber auf keinen Fall überbevölkert … ganz anders als ich müssen sich Marie Elizabeth und Pierre d’Offay gefühlt haben, als sie 1778 als eine der ersten französischen Familien auf den Seychellen landeten.  20 Jahre zuvor waren die ca. 100 Inseln des Archipels französische Kolonie geworden. Es gab kaum Bewohner, dafür aber viel freies Land zur Bewirtschaftung, frischen Fisch, große Wasserschildkröten und Kokosnüsse im Überfluss.

Warum ich gerade die Familie d’Offay ausgesucht habe, hat natürlich einen ganz bestimmten Grund:  Sie gehört zur Geschichte der Seychellen und sie steht auch für die Rum-Marke TAKAMAKA. Die im Südosten der Hauptinsel Mahé gelegene Ebene St.André ist der Ursprungsort der Marke und der heutige Sitz der Trois Frères Distillery. Diese wurde im Jahr 2002 von Richard und Bernard d` Offay, den beiden direkten Nachfahren in der 14. Generation, gegründet. Mit Hilfe ihres Vaters experimentierten sie einige Zeit an dem „optimalen“ Rezept, um ein Destillat herzustellen, welches die Seychellen verkörpert – nicht nur in ihrer Schönheit, sondern auch in allem, was die Seychellen ausmacht: wildwachsende Gewürze wie Zimt und Pfeffer, exotische Früchte wie süße Bananen in unterschiedlichsten Versionen, fruchtige Ananas und frische Kokosnüsse und nicht zuletzt natürlich bestes Zuckerrohr.

Takamaka Destillerie

Im Gegensatz zu vielen karibischen Inseln ist Zuckerrohr auf den Seychellen nicht an jeder Ecke auf riesigen Feldern zu finden – allein, weil die Seychellen sehr bergig sind. Aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass dies eines der saftigsten und süßesten Zuckerrohre ist, die ich bisher frisch probieren durfte. Direkt mit einer Machete auf dem Feld gehackt, aufgebrochen und ab in den Mund – ein absoluter Genuss und direkt auch mehr Verständnis für die herausragende Qualität der TAKAMAKA Destillate. Mittlerweile haben die Brüder Richard und Bernard d`Offay Verträge mit knapp 50 Zuckerohr-Plantagen abgeschlossen, die über alle Inseln verteilt sind. Sie halten sich so an die Tradition und sichern so auch die Authentizität ihrer Produkte. Das Zuckerrohr wird direkt nach seiner Ankunft weiterverarbeitet, denn es darf nach seiner Ernte nicht länger als 24 Stunden liegen bleiben, um die Frische seines Safts zu erhalten – ein gewisser zeitlicher Druck, der aber bestens gemeistert wird.

„Der Weg ist das Ziel“ ist hierbei ein sehr passendes Zitat, denn genau darauf kommt es bei der Herstellung hochwertiger Destillate an: Jeder einzelne Step muss sorgsam ausgeführt und überwacht werden. Bernard und Richard d`Offay haben ein tolles Team aufgebaut. Es sind zwar nicht mehr nur ein paar wenige Mitarbeiter, aber es geht noch sehr familiär zu und jeder weiß, was seine Aufgabe ist, und widmet sich ihr mit Leidenschaft und Herzblut. Ohne hohes Engagement würde das alles in diesem Paradies auch nicht funktionieren, denn seine Knappheit macht das Zuckerrohr hier so wertvoll, und nichts darf vergeudet werden. Die Präzision in Kombination mit einer angenehmen Leichtigkeit haben mich vor Ort sehr begeistert – Arbeit kann auch unter Druck und in voller Konzentration richtig Spaß machen.

Seit knapp 10 Jahren sind in Europa die Produkte der „Seychelles Serie“ (Dark Spiced, Koko, Zenn, Zannannan, Blanc und Overproof) erhältlich (siehe Artikel im Schnapsblatt 2017). Sie haben über die Jahre hinweg eine richtige Fangemeinde gewonnen – eigentlich nicht groß verwunderlich, denn sie sind mit nichts zu vergleichen… es gibt nur diese Rum-Marke auf und von den Seychellen – TAKAMAKA. Wir alle wissen, dass es immer eine Basis – ein stabiles Fundament – braucht, um darauf aufbauen zu können, und dies bedarf einer großen Tugend: Geduld! Die beiden Brüder sind alles andere als „verschlafen“ und „in-den-Tag-Lebemenschen“.  Zielstrebig haben Sie die letzten Jahre im Hintergrund an dem nächsten Schritt gearbeitet: eine neue Rum-Serie, die die Marke in die Welt der Sipping-Rums hebt: Und was wäre besser geeignet, als diese Range „St. André Series“ zu taufen … 😊 Zurück zum Ursprung ist oftmals der richtige Ansatz, um sich zu besinnen und dann mit neuer Energie durchzustarten – so here we go:

TAKAMAKA

Die „St. André Series“ umfasst vier unterschiedliche Abfüllungen, welche alle in kleinen Batches abgefüllt werden - „Qualität statt Quantität“ und besonderer Geschmack sind keine Massenware! Alle vier Destillate verweisen auf ihre ganz eigene Art und Weise sowohl auf das reiche Erbe der Inseln als auch auf die kreolische Tradition und erweitern gleichzeitig die Grenzen der konventionellen Rumherstellung. Sowohl die Etiketten als auch die Giftboxen spiegeln in ihrem Design die Verbundenheit zu den Seychellen wider.Die Namensgebung mit „Zepis Kreol“, „PTI Lakaz“ und Grankaz“ geht zurück auf  die kreolische Sprache der einheimischen Bevölkerung. Bei allen Produkten handelt es sich um Blends, da - wie weiter oben bereits erwähnt - die Menge an Zuckerrohr auf der Insel sehr begrenzt ist und  die Destillerie selbst noch nicht ausreichend Ressourcen hat, um genug eigenen Melasse-Rum herzustellen. Richard und Bernard d`Offay haben dafür bereits eine neue Brennanlage (auf)gebaut und befinden sich in den letzten Zügen der perfekten. Bis es so weit ist, haben sie nach einem intensiven und langen Suchprozess einen Partner aus Barbados für den fehlenden Melasse-Rum-Anteil (max. 20%!) gewonnen, der in seiner Qualität die Eigenschaften der eigenen Destillate unterstützt und intensiviert, aber keineswegs übertrumpft (vielleicht klarer: „überlagert“).

Für die Herstellung dieser Premium-Serie werden insgesamt fünf unterschiedliche Rum-Stile verwendet: Cane Pot Distilled Rum, Molasses Pot Distilled Rum, Molasses Column Distilled Rum, Pressed Rum und Imported Rum.

Ja – ich weiß: Einige oder vielleicht sogar viele sind bei einer Bezeichnung etwas aufgeschreckt bzw. haben die Stirn geruntzelt. Was zum Teufel ist Pressed Rum…?! Ging mir - ehrlich gesagt - auch so … ich denke, zu den anderen vier Stilistiken muss ich nicht viel erzählen – die sollten für jeden ein Begriff sein, aber auf diesen einen Stil gehe ich nun etwas ein und bringe Licht ins Dunkel:

Fässer

Bei dieser doch sehr neuen Art von Rum dreht sich alles um „Cavitation“… ok ok! – der nächste komische Begriff – mea culpa!… also: „Cavitation“ ist eine mechanische Erzeugung von Blasen in einem Destillat durch die Einbindung eines unglaublich schnellen Propellers bzw. einer kleinen Turbine. Durch die Erzeugung und das Zerplatzen dieser Blasen wird Energie freigesetzt, die es ermöglicht, Aromen (wie unterschiedliche Eichenhölzer oder Gewürze) intensivierter und konzentrierter zu transportieren und in den Rum zu „pressen“. Es ist etwas Neues, aber nicht alles Neue muss immer gleich schlecht sein – ich kenne die Skepsis ganz genau, wenn es um den Bereich der Lagerung und der Reifung von Spirituosen geht, und ich teile diese auch … Gewisse Traditionen sollten und können nicht ersetzt werden, denn dann wäre es kein natürlicher Prozess mehr und somit ein „Produkt aus dem Hahn“.

Nun aber zur Vorstellung der vier neuen „Persönlichkeiten“ welche - direkt vorab erwähnt - alle non-chill filtered sind (!):

Extra Noir

Die erste Abfüllung der Serie … wer sich mit der Marke auskennt, weiß, dass es früher einen Extra Noir in der „Seychelles Serie“ gab – er hat ein Upgrade erhalten. Bei diesem Blend handelt es sich um eine Mischung aus Pot Stil- und Column Still Melasse Rum. Gelagert wird er am Ende in Ex-Bourbon-Fässern, nachdem er die Cavitation mit Elementen französischer und amerikanischer Eiche durchlaufen hat. Abgefüllt mit 43,0% Vol. | OHNE Zucker!

Zepis Kreol

Der TAKAMAKA Dark Spiced ist seit jeher der Favorit der Range auf der Insel und über die ganze Welt verteilt. Hier setzten Richard und Bernard d`Offay an, um das gängige Produkt auf eine neue Ebene zu heben: ein gelagerter, vollmundiger und aromatischer Sipping-Rum mit natürlichen einheimischen Gewürzen und einer erhöhten Alkoholstärke. Das Ergebnis der jahrelangen Experimente ist der Zepis Kreol!

Als Basis dient ein Blend aus Pot- und Column-Still Melasse Rums, welcher durch Cavitation von vier einheimischen Gewürzen (Zimt, Muskat, Nelken und traditionelles Viergewürz) und Ex-Merlot-Fässern verfeinert wird. Um ihm den letzten Schliff und die notwendige Tiefe zu verleihen, wird er mit etwas acht Jahre altem Barbados Rum vermischt und nach einer finalen Fass-Lagerung abgefüllt. Abgefüllt mit 43,0% Vol. | Nur 14 Gr/L Zucker und OHNE Farbstoff!

Takamaka Grankaz

Pti Lakaz

Dieser Blend besteht aus drei verschiedenen Seychellen-Cane-Rumfässern: zwei „Medium Toast“ aus französischer Eiche und einem ehemaligen Sherry-Fass. Diese drei Destillate aus frischem Zuckerrohrsaft werden sehr langsam mit Melasse-Rum gemischt, der 3 Jahre in Ex-Bourbon-Fässern ruhte und dem ein acht Jahre alter Barbados-Rum hinzugefügt wurde. Abgefüllt mit 45,1% Vol. | OHNE Zucker und OHNE Farbstoffe!

Grankaz

Für diese limitierte Edition werden zwei unterschiedliche Seychellen-Cane-Rums, die in neuen Fässern aus französischer Eiche im „Medium Toast“ reiften, mit drei Jahre alten Ex-Bourbon Melasse-Rums und einem kleinen Anteil von acht Jahre altem Barbados-Rum langsam und sorgsam geblendet. Abgefüllt mit 45,1% Vol. | OHNE Zucker und OHNE Farbstoffe!

Ich hoffe, ich habe es mit meinen Zeilen geschafft, Ihnen die Marke TAKAMAKA und ihren neuen Weg näherzubringen. Die Ziele von Richard und Bernard d`Offay sind klar:  sie möchten langsam und mit Bedacht, aber zielstrebig nach vorne gehen und die eigene Produktion erhöhen, um in absehbarer Zeit mit ihren „Persönlichkeiten“ komplett unabhängig von anderen und einfach 100% Seychellen zu sein!

„Pran plezi ak bon sante!“ - C. Knorr, HAROMEX Development GmbH

Zeig diesen Beitrag deinen Freunden
Beitrag bewerten
1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars 8 Bewertung(en)
Loading...