Der Geruchssinn – und der "richtige Riecher" für Rum
Die beim Menschen im Riechepithel vorhandenen Sinneszellen erneuern sich alle ein bis zwei Monate. Das eigentliche Riechempfinden ist nur ein geringer Teil des Geruchsinns; mindestens ebenso wichtig sind Prozesse, die mit Emotionen und Erinnerungen, Erfahrungen und hedonischen Urteilen zusammenhängen. Das erklärt, warum ein Geruch für den einen unangenehm und für den anderen angenehm sein mag, und warum wir nicht automatisch an einem Geruch etwas bisher Unbekanntes identifizieren können. Wir erlernen dieses Beurteilen von Geruchseindrücken weitgehend in den ersten fünf bis zehn Jahren unseres Lebens, hören aber genau genommen niemals auf, zu lernen. Und genau aus diesem Grund kannst Du lernen, wie man bei einem Rum-Nosing riecht, und um welche Aromen es sich jeweils handelt.
Der Mensch könnte theoretisch mehr als eine Billion verschiedene Mischungen von Riechstoffen differenzieren – aber der Mangel an sprachlichen Ausdrücken für diese Gerüche hemmt dieses Vermögen. Will man olfaktorische Nuancierungen besser erkennen, unterscheiden und ausdrücken, muss man den Geruchssinn schulen. Genau das tun z. B. Angestellte in Spirituosenmanufakturen. Ein Brennmeister bzw. Master Blender oder ein maestro ronero (Rum-Meister nach kubanischem Vorbild) schult seine olfaktorische Wahrnehmung.