The Rabbithole Vorstellung einer Hamburger Bar

Eine Bar ist für mich eine Parallelwelt, in die man komplett abtauchen und den Alltag hinter sich lassen kann. Down the Rabbithole, der Weg, der Alice ins Wunderland führt, diente als Inspiration für den Namen meiner Bar. Als mir die ehemaligen Räume eines Clubs zwischen Simon-von-Utrecht-Straße und Holstenstraße angeboten wurden, war ich von der Lage gleich begeistert. Nah genug am Geschehen, um gut erreichbar zu sein, aber doch eine Ecke weiter weg von der Hauptmeile, so dass wir uns vor dem Massentourismus mitsamt Junggesell(innen)abschieden und HappyHour Kunden zurückziehen können.

Meine Idee einer Bar war es einen Ort zu schaffen, in dem sich jeder willkommen fühlt: vom Anzugträger bis zur Punkerin aus der Nachbarschaft. Ein Ort mit Stil, aber ohne Spießigkeit. Die Kombination aus guten Drinks und Spirituosen, serviert von einem Team das einen gehobenen Service bietet, ohne versnobt oder abgehoben zu sein, war das Ziel.
Der Weg hierher war alles andere als einfach. Da die Räumlichkeiten von einem Gothic Club übernommen wurden braucht es nur wenig Fantasie, sich die kosmetischen Zustände der Bar zum Übergabezeitpunkt vorzustellen.

The Rabbithole

Allein 3 Tage gingen komplett fürs Entrümpeln drauf. Spanplatten dominierten das Bild, alles in Schwarz (selbstverständlich), der Tresen viel zu hoch gebaut für handelsübliche Barhocker, roter Baumarktteppichboden im Eingangsbereich, lila Toilettenräume (nein, es war kein schönes lila, ein eher unmotivierter 80er Jahre Farbton...)... Um das ganze unterhaltsamer zu gestalten, waren die Fenster äußerst sorgfältig verbarrikadiert (mit vielen unterschiedlichen Schrauben, nichts macht mehr Spaß, als beim Auseinanderschrauben für fast jede Schraube den Akkubohreraufsatz zu wechseln). Dem Himmel sei Dank, entpuppte sich mein Freundeskreis als außerordentlich vielseitig begabt und half, wo immer er konnte. Mein Leben lang werde ich die wochenlange Arbeit an der Tresenfront, die wir mit sage und schreibe 17.408 Messingplättchen verzierten, nicht vergessen. Vor allem den Morgen nach der schlussendlichen Fertigstellung desselbigen, an dem ich feststellte, dass wir die Plättchen mit dem falschen Klarlack behandelt hatten und sie anfingen grün anzulaufen... Da denkt man schon mal kurz darüber nach schreiend im Kreis zu rennen. Die gesamte Nacht haben wir zu fünft mit Atemmasken bewaffnet, den Lack wieder abgenommen.
Was meine FreundInnen an Zeit, Unterstützung, Kraft, Gedanken und Energie mit in mein Herzensprojekt gesteckt haben, ist unbeschreiblich.

Man sieht und spürt mit wie viel Sorgfalt, Herzblut und Liebe dieser Raum aus- und aufgebaut wurde. Ich glaube, auch unsere Gäste merken das, auf die tolle Atmosphäre der Bar werden wir oft angesprochen. Das trägt sicherlich dazu bei, dass wir mitten auf dem Kiez zu so einem unglaublich wunderbaren Publikum gekommen sind.

Nicht falsch verstehen, ich hatte in jeder meiner Wirkungsstätten auf dem Kiez tolle Gäste, aber wir hatten im Hasenbau in den gut 1,5 Jahren, die
wir nun geöffnet haben, noch nicht einen Rauswurf, nicht ein Hausverbot. Das ist einfach grandios!
Es ist so schön, Abend für Abend zu beobachten, dass sich die Gäste wohlfühlen, immer wieder kommen, ihre Freunde mitbringen und sich von unserer Begeisterung für Drinks und Barkultur mitreißen lassen. Es ist fabelhaft zu sehen, wie sich ein Team formt, sich gegenseitig zu immer neuen Höchstleistungen motiviert, neue Ideen mitbringt und die Bar mitgestaltet.
Aller Anfang ist schwer und braucht Zeit, gerade in Hamburg mit einem Barkonzept zu kommen, dass sich irgendwo zwischen Kneipenwohlfühlatmosphäre und High Quality Bar ansiedeln will.
Man muss sich und das Barkonzept immer wieder erklären. Warum es keinen Mexikaner bei uns gibt. Dass wir leider keinen Sex on the Beach servieren, da wir ausschließlich mit frisch gepressten Säften arbeiten (und frisch gepresster Cranberrysaft den Drink nahezu unbezahlbar machen würde). Dass wir es alsn selbstverständlichen Service ansehen jedem Gast Wasser zu servieren, noch bevor er etwas zu trinken geordert hat (und wie oft wurde mir schon gesagt, das müsse ein Irrtum sein, man habe den Vodka nicht bestellt...). Aber das Schöne ist: In so gut wie allen Fällen kommt nach dem Erklären unsererseits Interesse von Seiten des Gastes, was wir denn hier so machen. Und was ihm denn anstelle des Sex on the Beach schmecken könnte. Und das ist toll.
Das ist der Punkt, an dem der Job wahnsinnig Spaß macht: Herauszufinden,  was ein Gast mag und dies in für ihn in vielleicht neuer, flüssiger Form umzusetzen.

Natürlich gibt es auch die Kenner, die Barflies, die geübten Bargänger und Trinker. Die dich beim Anblick der Spirituosenauswahl anlächeln. Die im Moment des Wasserservierens anerkennend nicken. Mit denen wir über Alkohol und Drinks fachsimpeln. Sie kennen schon viel, haben schon viele Bars von Innen gesehen, daher fallen ihnen andere Dinge auf. Auch das macht Spaß.
Gerade, wenn man hier noch mal mit der ein oder anderen bareigenen Besonderheit überraschen kann. Hier eine selbst aromatisierte Spirituose oder einen selbstgemachten Likör zum Einsatz bringen kann, der dem eigentlich bekannten Drink noch mal eine ganz andere Note verleiht. Oder wenn sich ein Gast freut, weil es im Rabbithole möglich ist, in einem der hinteren Separees der Bar zum Drink eine Zigarre zu rauchen, solche Plätze sind rar in Hamburg. Auf Wunsch serviert als Zigarrenmenü, drei abgestimmte Spirituosen zu je einem Drittel der Zigarre.

 

Und am Ende der Nacht weiß ich immer wieder, warum ich diesen Beruf so sehr mag - wie schön es ist, den Verlauf des Abends von Menschen mitzugestalten. Manchmal nur ein paar Minuten lang, manchmal mehrere Stunden. Menschen schenken uns ihre Zeit. Und wir haben die
Möglichkeit, etwas Fabelhaftes daraus zu machen.


Auszug aus der Getränkekarte

1) A Rabbit in New York: Scotch, Bourbon, Zitrone, Zucker, hausgemachtes Rotweinespuma. - 11€

2) Mary in the Mirror: hausgemachter mit Meerettich infusionierter Vodka, Tomatensaft, Gewürze. - 10€

3) Thai Collins: hausgemachter mit Limettenblättern infusionierter Vodka, Zitrone, Zucker, Ginger Beer. - 9€

4) Cuban Old Fashioned: hausgemachter, mit Zigarrenhölzern infusionierter, Bourbon, Zucker, Bitters. -  10€

5) Rosé Fizz: hausgemachter pink Grapefruit Gin, hausgemachter pink Grapefruitlikör, Zitrone, Zucker, Eiweiß, Soda. - 9€
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Weitere Infos unter: https://www.facebook.com/therabbithole.de

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