Die 6. Exklusive Rum & Co Abfüllung

Chairmans Reserve Masters Selection Vendome Pot Still 2004 Rum 59,2% 0,7l

Der Charme mancher Spirituosen entsteht bereits, wenn man über die Technik berichtet, wie sie hergestellt werden. Dazu reichen manchmal schon die Namen der Brennapparate aus, um eine Aura von Exotik und Mystik zu erschaffen, die dem Kenner Gänsehaut über den Körper laufen lässt, wenn er sie hört: Port Mourant. Enmore. Versailles. Savalle. Und, natürlich, Vendôme, die Brennblase, mit der auf der kleinen Karibikinsel Saint Lucia der Saint Lucia Distillers Chairman’s Reserve Master Selection Vendôme Pot Still 2004, Selected by Rum&Codestilliert wird. Er liegt für 18 Jahre in Ex-Bourbon-Fässern, wird dann nach der Auswahl der Experten von Rum&Co in 277 Flaschen mit einer Fassstärke von 59,2% abgefüllt, und steht nun vor mir. Kann der Rum dieser geheimnisvollen Aura des klangvollen Namens gerecht werden? 

 

 

In der Flasche wirkt der Rum fast dunkelbraun, im Glas dafür heller und rötlicher, leuchtendes Kirschbaumholz ist als Farbton gar nicht so falsch. Beim Schwenken zeigen sich orangene Lichtreflexe und eine deutliche Viskosität, einzelne Wellen schwappen dabei weit oben an die Glaskante und hinterlassen dabei eine fette Linie, aus der sich einzelne Tröpfchen bilden, die sehr langsam ablaufen. Nach einer ersten direkten Geruchsprobe lasse ich dem Chairman’s Reserve ein paar Minuten Zeit, sich zu öffnen, denn direkt aus der Flasche wirkt er erstmal ein bisschen kratzbürstig. Während der Wartezeit merkt man, wie sich der Duft über das Glas hinaus weit verströmt. Dann kann man die Nase vorsichtig ins Glas halten – der initiale Lack ist teilweise abgebaut, eine sehr edle Holzigkeit kombiniert sich nun mit prägnanter Frucht. Ich entdecke nasses Fassholz, leichte Heuigkeit, Honig und rote, süße Äpfel, leichte Traubentöne, die an Armagnac erinnern. Esterig, ja, aber nicht wild, die Früchte sind gut reif, aber nicht matschig. Begleitet wird das alles durchgängig durch eine strenge Kante, die beständig zwischen Klebstoff und kaltem Menthol wabert.

Helmut Barro Tastingbericht Chairmans

Am Gaumen werden direkt von Anfang an keine Gefangenen gemacht – andere Rums zeigen sich zumindest initial freundlich, bevor sie ihre Kraft auspacken, beim Chairman’s Reserve ist das anders. Schon der Antrunk ist sofort trocken, und das wird im Verlauf noch stärker, stark astringierend, verbunden mit kräftiger Säure und Bitterkeit. Honigsüße und -würze gleichen das zum Teil aus, Feigen und Pflaumen bieten eine kleine Abwechslung, Melasse bringt Volumen. Die Textur ist voll und extrem dicht, dabei nicht wirklich weich, aber auch nicht kratzig. Milde Esterigkeit macht den Rum komplex, sie verfliegt schnell und macht Platz für eine Würze aus Anis, Süßholz und Karamell, was schließlich in eine sehr elegante Floralität voller Kornblumen und blühender Wiesenkräuter übergeht. Der Nachhall ist sehr lang, hier präsentiert der Chairman’s Reserve seine größte Stärke, er bleibt präsent und sehr aromatisch, wird hier nun einen Ticken gemütlicher und dieser wirklich wunderbare, kühle Eukalyptushauch, mit dem er die Zunge belegt und aus dem Rachen heraus weiter wirkt ist sehr beeindruckend. Man muss es sagen – das ist kein easy-drinking-Rum. Man muss sich Zeit für ihn nehmen, ihn langsam erforschen, kleine Schlucke, die man im Mundraum hin- und herbewegt, jeder für sich braucht Aufmerksamkeit, mit 2cl kann man sich mühelos eine halbe Stunde beschäftigen. Man wird dann aber für diese Geduldsinvestition mehr als belohnt.

Für den Tiki-Cocktail At the Gates of Hell wird, neben dem als Hauptzutat eingesetzten starken Rum, noch eine halbe Unze Jamaica-Rum gefordert. Nun, verwendet man den hier vorgestellten Chairman’s Reserve als Hauptzutat, kann man sich diese Zugabe eigentlich sparen und statt dessen 75ml des Chairman’s Reserve nehmen, da verliert man kein bisschen an Aroma, dieser Rum steht der Dichte und Würze eines Jamaica-Rums in keinster Form nach – und seine Charakteristik bleibt selbst gegen die große Anzahl anderer Zutaten bis zum letzten Schluck erkennbar.

Helmut Barro Tastingbericht Chairmans

At the Gates of Hell

2oz / 60ml gereifter Overproof-Rum
½oz / 15ml gereifter Jamaica-Rum
½oz / 15ml Himbeerlikör
½oz / 15ml Falernum
1½oz / 45ml Ananassaft
½oz / 15ml Zimtsirup
½oz / 15ml Limettensaft
½oz / 15ml Zitronensaft
Auf Eis shaken. Dirty Dump in eine Tiki-Mug.

[Rezept nach Chad Austin]

Geliefert wird der Chairman’s Reserve in einer halboffenen Kartonumverpackung. Sehr charmant wirkt der Holzaufkleber, auf dem der Rum&Co-Schriftzug eingebrannt ist, mit dem diese limitierte und exklusive Sonderabfüllung markiert ist. Ein paar Details auf dem edel in schwarz-weiß-gold gestalteten Etikett erfreuen dann auch das Herz des an solchen kleinen Informationen interessierten Genießers. Wer gehört zur Zielgruppe dieser Abfüllung? Sicherlich der Rumkenner, der charaktervolle, wuchtige, schwere Rums bereits zu schätzen weiß – aber vielleicht auch der interessierte Neuling mit Vorkenntnissen, der mal ausprobieren will, wie dicht und aromatisch ein natürlich hergestellter Rum ohne jede Zusätze sein kann!

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