Rumtalk

Länderereise

Endlich ist es wieder Zeit für einen Rum & Co Talk! Was erwartet uns diesmal Spannendes? Wir machen eine kleine, aber feine Reise durch die Welt des Rums und entdecken verschiedene Rum-Stile aus unterschiedlichen Ländern. Auf’s Rum-Reisen und gute Gespräche durch die halbe Welt! Mit dabei: Daniel und Tanja, die Schnapsranschaffer aus dem Einkauf, der liebe Gerrit aus dem Lager und Rieke aus dem Marketing. Auf geht’s!

Rieke: Hallo und herzlich willkommen zu unserem heutigen Rum-Talk. Schön, dass ihr dabei seid – ich freue mich! Das heutige Thema ist Rum-Reisen. Wir haben viele Rums aus verschiedensten Ländern.
Daniel: Wo geht’s denn hin?
Rieke: Es geht unter anderem nach Panama, Jamaika, Madeira und lasst euch überraschen, was sonst noch auf euch wartet!
Daniel: Cool! Ich sehe schon unterschiedliche Rums auf dem Tisch und würde eher mit dem Zuckerrohrsaft einsteigen, da die immer schön leicht sind.
Rieke: Oder vielleicht mit dem Cachaca?
Daniel: Das wäre wohl der beste Einstieg.
Rieke: Dann lasst uns mit dem Novo Fogo Barrel Aged Cachaca starten.

Novo Fogo Barrel Aged Cachaca

Rieke: Die Reise startet in Brasilien. Daniel, du alter Spirituosenkenner, was macht Cachaca so besonders?
Daniel: Cachaca ist super ursprünglich. Hier wird nicht nur der Zuckerrohrsaft verwendet, sondern der komplette geschredderte Anteil mit in die Fermentation gegeben – es wird also alles verarbeitet. Daher ist Cachaca immer recht grün vom Geschmack her – also Gras, Lauch und Blätter. Das findet man besonders in den weißen Cachacas. Weiße und gelagerte Cachacas sind auch noch einmal unterschiedlich. Ich bin sehr gespannt darauf.
Tanja: Ist das nicht auch so, dass original Cachaca immer aus Basilien kommen muss?
Daniel: Bingo. Das war das,was mir eben nicht einfiel. Das ist ein regionales Produkt und darf sich nur Cachaca nennen, wenn es aus Brasilien kommt.
Rieke: Cool, vielen Dank für die Erklärung. Dann steckt mal das Näschen rein.
Daniel: Vollgas! Gerrit, was riechst du denn?
Gerrit: Schwierig. Für mich riecht es fruchtig.
Daniel: Tanja?
Tanja: Finde ich auch, voll nach Birne.
Daniel: Ja. Rieke, wie viel Prozent hat der eigentlich?
Rieke: 40% Vol.
Gerrit: Der riecht stärker.

Rieke: Ich finde auch der hat einen gewissen alkoholischen Biss in der Nase. Riecht fruchtig, ein bisschen grasig und ein bisschen karamellig.
Daniel: Ja, man kann sagen, dass man das Gras hier schon findet. 
Tanja: Ach ist das, das Fruchtige, was wir riechen?
Daniel: Nein, das hat damit nichts zu tun. Jeder riecht das, was er riecht und da gibt es auch kein Richtig oder Falsch. Es gibt auch die sogenannten Dog Whistle Notes, die riechst oder schmeckst du erst, wenn ein Anderer dir sagt, dass sie existieren. 
Gerrit: Ich finde, umso öfter man daran riecht,umso mehr riecht der nach Zucker.
Tanja: Und ich rieche auch weniger Ethanol.
Daniel: Ich habe viel von der Vanille aus dem Fass in der Nase. Am Anfang hatte ich mehr das grüne Grasige, das ist jetzt nicht mehr so da. Die Birne, von der du sprachst, Tanja, finde ich auch wieder. Dann lass uns mal probieren oder?
Daniel: Ja witzig, der kommt ganz anders als man denkt.
Gerrit: Stimmt, der brennt überhaupt nicht. Ganz anders als beim Riechen.
Tanja: Super mild.
Daniel: Der hat so eine Cremigkeit.
Tanja: Der bleibt auch hinten hängen, falls ihr wisst, was ich meine. 
Rieke: Ich weiß nicht genau, was ich schmecke. Die Note kann ich schwer beschreiben, aber ein wenig süß.
Daniel: Ich merke die Tannine vom Holz. Wenig Gras, schwingt nur leicht mit. Ist bestimmt, mal spannend, damit einen Caipirinha zu machen.
Rieke: Jetzt kommt bei mir eine grasige Note durch. Welchen wollen wir als nächstes probieren? Daniel, welchen wählst du?
Daniel: Gerne den Madeira Rum.

Rum Agricola da Madeira Reserva 6 Anos

Rieke: Der hat ebenfalls 40% Vol.
Tanja: Oh, da freue ich mich schon drauf.
Daniel: Die Destille soll ganz gut sein, ich habe aber noch nicht viel davon getrunken. 
Rieke: Der ist halt sehr spannend, weil der Rum von Madeira kommt. 
Daniel: Ich bin auch sehr gespannt und freue mich darauf. Lasst uns probieren.
Daniel: Hallöchen, Popöchen, der ist gut! Ich hab volles Rohr Lakritz in der Nase. Bin ich der Einzige?
Rieke: Hm, ich rieche das nicht. Eher maritim-meersalzig. 
Gerrit: Lakritz habe ich auch in der Nase. Und etwas Salziges auch.
Daniel: Ich finde das enorm, dass das die erste Note ist, die hier deutlich zum Vorschein kommt. Anis, Lakritz, Salmiak – irgendwas dazwischen. 
Rieke: Sonst habe ich aber auch nicht viel anderes in der Nase.
Gerrit: Stimmt.
Daniel: Bei mir verändert sich das gerade. So einen leicht medizinischen Geruch habe ich jetzt in der Nase. Wie so ein Bonbon aus der Apotheke. Ich würde sagen, wir probieren mal.
Rieke: Prost!
Daniel: Achja, der ist gut.
Tanja: Jetzt schmecke ich Lakritz, aber voll.
Daniel: Ich hab noch die Tannine jetzt, also das Fass kommt durch. Der ist relativ trocken.

Gerrit: Das finde ich auch.
Daniel: Am Anfang vorne ist der sehr süß – da ist ja auch der Spot für die Süße auf der Zunge. Nach hinten wird der trocken. Aber der ist total mild. Buttrig-weich.
Tanja: Das sehe ich auch so.
Daniel: Der läuft locker über die Zunge.
Gerrit: Noch lockerer als der Cachaca!
Daniel: Das würde ich auch sagen. 
Rieke: Ich habe außerdem noch fruchtige Noten. 
Daniel: Auf jeden Fall. So weiße Frucht oder? Aprikose, Litschi oder sowas? Wenn man das gerade aufbricht.
Gerrit: Ja, wenn man das länger im Mund hat, schon.

Daniel: Das erinnert mich auch an staubtrockenen Madeira-Wein. Das ist ja eigentlich aufgespritteter Likörwein – also eigentlich eher süß. Das hier schmeckt so als wäre es trocken. Die Traube kommt durch.
Rieke: Weiße Traube, das finde ich auch.
Daniel: Ja, da lasse ich mich drauf ein. Weiße Traube, weißes Fruchtfleisch. Findet ihr den gut?
Rieke: Ich würde den anbieten. Der ist schön mild und hat nicht nur die typischen Vanille- und Karamell-Noten, sondern ist spannender. Und ist ein guter Mittelweg zwischen Rum und Agricole-Art.
Tanja: Ich finde das ist ein guter Rum für die Leute, die schon länger süße Rums trinken, die jetzt etwas Fortgeschritteneres probieren wollen.
Rieke: Welcher ist der Nächste?
Daniel: Der Damoiseau Rhum Vieux VO 3 Jahre.

Der Damoiseau Rhum Vieux VO 3 Jahre

Daniel: Der ist wieder ganz anders.
Gerrit: Jap. Obwohl ich finde, dass er dem Cachaca sehr nahe kommt.
Tanja: Ja, habe ich auch direkt gedacht.
Daniel: Da ist wieder relativ viel Ethanol drin.
Gerrit: Ich habe wieder den Caipirinha-Geruch. Brauner Zucker.
Daniel: Jetzt fängt er langsam an, auf zu machen. Ich habe Holz, Karamell.
Rieke: Ich rieche auch etwas Fruchtiges. Wirkt frisch.
Gerrit hustet: ...das war zu tief.
Daniel: Man soll den Riechkolben auch nicht im Glas ertränken.
Tanja lacht: Hast du dir den Rum durch die Nase gezogen? 
Daniel: Ich habe noch Noten von Trockenobst – Rosine und Ähnliches. Und etwas Frisches habe ich auch.
Rieke: Ich hab noch Gras.
Daniel: Aha...
Rieke (ironisch): Will jemand etwas kaufen?
Alle lachen
Rieke: Ich meine natürlich, dass ich grasige Noten in der Nase habe.
Tanja: Sind wir bereit zum Probieren?

Daniel: Jap. Der ist richtig furztrocken. Etwas alkoholisch.
Tanja: Ich finde die Alkohol-Noten überhaupt nicht doll.
Daniel: Nein nicht doll, einfach nur würzig. 
Rieke: Ja, würzig.
Tanja: Lecker!
Daniel: Der wird immer mehr im Mund.
Gerrit: Da hast du Recht. Aber ich finde der geht gut runter.
Tanja: Ja, total.
Rieke: Wie viel Volumenprozent hat der, Daniel?
Daniel: Der hat 42% Vol.

Rieke: Okay, danke.
Daniel: Also das ist ein VO – Very Old – es gibt ja auch noch VSOP, das steht für?
Rieke: Very Superior Old Pale.
Daniel: Ja, genau. Wo waren wir denn gerade eigentlich in unserer Rum-Reise?
Rieke: Wir waren auf Mauritius. Da ist das schön und sonnig und es gibt guten Rum.
Daniel: Ein sehr interessantes Land. Die haben besondere Vorschriften für die Herstellung von Rhum Agricole. 
Tanja: Das ist spannend. Soo, welchen Rum probieren wir als Nächstes?
Rieke: Wir sind beim El Dorado Rum 8 Jahre und somit in Guyana angekommen.

El Dorado Rum 8 Jahre

Daniel: Melasse Rum. Guyana hat ja einen absoluten Fan-Charakter. Das ist ein Land, welches Viele ziemlich toll finden. 
Rieke: El Dorado Rum ist eine der bekanntesten Marken aus Guyana – einige sprechen auch vom “flüssigen Gold aus Guyana”. Hab neulich gerade den beliebten 12-Jährigen El Dorado probiert und bin total gespannt, ob dieser hier ähnlich riecht und schmeckt. So auf geht’s, lasst uns das Aroma herausfinden.
Gerrit: Ja, der riecht süß – aber ich mag das gerne riechen.
Tanja: Seehr süß.
Rieke: Ich rieche Frucht. Und etwas Würziges.
Daniel: Als erstes habe ich braunen Zucker. So wie die Dänen sich das aufs Brot machen.
Gerrit: Davon habe ich noch nie was gehört.
Daniel: Dann habe ich noch Melasse und Karamell mit ein bisschen Rosine. Der ist nicht wahnsinnig vielschichtig, aber hält dafür gekonnt die Waage.

Daniel: Also ich finde, wenn man den getrunken hat, dann bleibt der Geschmack von Karamell – so leicht verbrannter brauner Zucker. Nicht so stark, aber cool.
Tanja: Ich finde, der hat ein bisschen mehr Ethanol als die vorherigen Rums.
Gerrit: Ja, das finde ich auch. Aber vom Geschmack her, hätte ich gedacht, dass der mehr Volumenprozent hat. 
Rieke: Am Anfang schmeckt der sehr süß.
Tanja: Ja, genau! Wow, der ist echt lecker. Ich hab irgendwie auch getrocknete Früchte.
Gerrit: Bei mir ist es eher ein bisschen Banane und vielleicht sogar holzige Fassnoten. 
Rieke: Den kann man wirklich gut pur trinken. Ich finde die Würze aus der Nase auch im Geschmack wieder.
Daniel: Stimmt. Man munkelt, ich hab diesen Rum auch schon als Basis in einem Caipi genutzt, war keine schlechte Idee! Welcher Rum ist der Nächste?
Rieke: Der El Ron del Artesano Virgin Oak Cask 2008.

El Ron del Artesano Virgin Oak Cask 2008

Daniel: Oh, das ist was Schönes, da freue ich mich drauf.
Rieke: Die Reise geht weiter nach Panama. Der El Ron del Artesano hat 41,8% Vol.
Daniel: Also Trinkstärke. Alles, was die von El Ron del Artesano machen, ist Single Cask. Das heißt, alles ist endlich bei denen und das wird es wahrscheinlich nicht nochmal so geben. Die wievielte Flasche ist das, Rieke?
Rieke: Die 50. von 197.
Daniel: Lässig. 197 sind nicht das komplette Fass. Das wird ca. die Hälfte sein – die andere Hälfte wird in Fassstärke abgefüllt.
Gerrit: Bis jetzt finde ich alles, was ich von Artesano probiert habe, gut.
Daniel: Ja, der Sebastian von Artesano macht einen richtig guten Job. Die Produkte sind einfach geil und anders.
Gerrit: Mein Favorit ist bisher der Ruby Port, weil der durch die Nachlagerung relativ süß ist. Der schmeckt zwar süßlich, aber ist nicht übersüßt.
Daniel: Genau und die Süße kommt nicht durch Zucker, sondern durch das Fass, was super cool ist.
Rieke: Was riecht ihr?

Tanja: Ich weiß nicht, wonach das riecht, aber es riecht total lecker. So frisch irgendwie.
Gerrit: 
Holz.
Daniel: Ich hatte gerade so etwas wie Minze, Menthol.
Tanja: Ha, dann bin ich mit meiner Frische ja nicht schlecht.
Gerrit: Also ich rieche Holz.
Daniel: Da schließe ich mich an – 
würde ja auch Sinn machen aufgrund des Virgin Oaks. 
Tanja: Ja. Aber tatsächlich riecht das nach frischem Holz.
Daniel: Genau, als würdest du in eine Holzwerkstatt gehen. 
Rieke: Holz hab ich auch ein bisschen, aber sonst nicht so viel. So, prost.
Daniel: Das finde ich wieder witzig. Super weich und seidig auf der Zunge. Dann geht die Frische weg und Melasse bzw. Karamell kommt durch mit Holzaromen.
Gerrit: Ja, das finde ich auch – sehr spannend!
Tanja: Krass!
Gerrit: Ich konnte das erst nicht zuordnen, aber Holz oder Rauch trifft es gut.
Tanja: Ich dachte scharf...
Daniel: Also dieses leicht muffige, ist typisch für Panama – absolut nicht schlecht – vielleicht sowas. Der ist wirklich gut.
Rieke: Last but not least. Worthy Park 109 Single Estate Jamaica Rum.

Worthy Park 109 Single Estate Jamaica Rum

Daniel: Dann sind wir ja in Jamaika angekommen.
Rieke: Macht euch auf was gefasst, der Rum hat 54,5% Vol.
Daniel: Und ist eher nicht so zum pur trinken gedacht, sondern zum Mixen von Drinks. Dafür ist der super. Mal wieder ein geiles Produkt. Preis/Leistung ist mega. Der geht auch ein wenig in die Navy Style-Richtung.
Tanja: Was ist das denn?
Rieke: Bestimmt Ester....ja, aber volle Lotte. 
Daniel: Okay, beschreib’ das mal genauer.
Rieke: Klebstoff. 
Daniel: Kennt ihr so braunen Zuckerrohrsirup? Im Grunde wie Melasse. Der riecht massiv nach Melasse.
Gerrit: Ich finde der riecht auch ein bisschen alt.
Daniel: Ich würde es als Holz definieren.

Gerrit: Ja, das kommt hin. 
Rieke: Melasse ein bisschen, aber sonst nur Ester.
Tanja: Wie heißt denn die Melasse, die man kaufen kann?
Rieke: Goldsaft. Ist das nicht Zuckerrübensirup?
Tanja: Ja genau, daran erinnert mich das. 
Daniel: Also das mit Ginger Beer ist wirklich der Shit. Mit einem Schuss Limette bei Bedarf.
Rieke: Beim Probieren dachte ich zuerst ‚Ach du Scheiße’, dann hatte ich kurz den Geschmack von Marshmallows und jetzt hab ich Honig und Würze. Ester ist im Geschmack fast gar nicht zu finden.
Daniel: Finde ich cool!
Gerrit: Süßlich finde ich den auch – mehr als man denkt. 
Tanja: Gar nicht anstrengend.
Daniel: Da kannst du jeden mit kriegen. Man glaubt ja gar nicht, dass da so viel Vol. drin ist und lasst euch gesagt sein, mit so etwas kann man gute Partys feiern.
Tanja lacht: Die ist aber schnell zu Ende dann.

Resümee

Rieke. Schön, dass ihr alle dabei wart. Ich habe noch eine abschließende Frage: Habt ihr einen Liebling? Daniel starte doch mal.
Daniel: Ich betrachte das einmal unabhängig voneinander - Zuckerrohrsaft und Melasse Rum. Beim Zuckerrohrsaft sind die so unterschiedlich, dass es schwierig ist, die in eine Reihenfolge zu bringen. Ich persönlich finde den Madeira Rum sehr interessant. Den Cachaca finde ich super für Drinks und der Damoiseau ist ein sehr klassischer Vertreter der Agricole Linie. Bei den Melasse Rums ist es ein enges Rennen zwischen dem Artesano und dem Worthy Park. Wenn es darum geht, den Rum pur zu trinken, würde ich ganz klar den Artesano wählen. Für Drinks würde ich den Worthy Park vorziehen.
Rieke: Okay, vielen Dank! Gerrit was sagst du?

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