Zunächst muss man nämlich festhalten, dass „Pisco“ schlicht eine geschützte Ursprungsbezeichnung aus Chile und Peru ist, und gar keine Spirituosenkategorie.
Dass beide Länder im ewigen Clinch darüber liegen, wer’s erfunden hat, und wie man dem jeweils anderen die Nutzung der Bezeichnung für seine Spirituose erschweren kann, hilft uns als Genießer nicht weiter. Wenn man sich aber die Herstellungsvorschriften beider Länder anschaut und berücksichtigt, wie Pisco auch die drei Jahrhunderte vor der Ursprungsbezeichnung hergestellt wurde, findet man eine klar definierende Gemeinsamkeit: Pisco ist ein Destillat aus vergorenen Weinbeeren*.
Er unterscheidet sich von Grappa und anderem Tresterbrand dadurch, dass nur der Most, also der Saft der Weinbeeren, fermentiert wird und nicht der Trester – also Schalen und Kerne, welche nach dem Auspressen der Weinbeeren übrig bleiben. Von Branntwein oder Weinbrand unterscheidet sich Pisco aufgrund nur sehr weniger technischer Einzelheiten. Im Gegensatz zu dem bei europäischem Weinbrand häufig dominierenden Einfluss der Holzfasslagerung, ist bei Pisco aber ein viel frischeres und fruchtigeres Profil üblich.
Sowohl in Chile als auch Peru sind jeweils nur ausgewählte Rebsorten zugelassen, bestimmte Herstellungsregionen definiert und eine diskontinuierliche Destillation vorgeschrieben. Bei all dem Fokus auf diesen beiden Ländern sollte aber nicht vergessen werden, dass es Spanier zu Zeiten der Kolonialisierung waren, die sowohl Weinreben als auch Brennapparate nach Südamerika gebracht haben, und zwar in alle Ecken ihrer Kolonien. Daher wird auch aktuell noch Pisco in Argentinien destilliert und unter dem Namen verkauft, und in Bolivien ein im Grunde identisches Produkt hergestellt und als „Singani“ angeboten.