Die Kunst des Rum Blendens

Liebevolle Handarbeit und der richtige Riecher

Die überwiegende Mehrheit an Rum aus der Karibik und dem Rest der Welt präsentiert sich als Blend. Diese Tatsache allein macht neugierig, denn warum verlassen sich so viele Destillerien in allen Regionen gerade auf diese Rumsorte bzw. Vorgehensweise? Das Blending ist nämlich gar nicht so leicht und sieht mehrere Arbeitsschritte von Expertenhand vor. Was steckt dahinter, und warum ist Blended Rum gang und gäbe?

Eine jahrhundertealte Tradition bei der Herstellung von Rum: Blending

Das Rum Blenden ist eine faszinierende und komplexe Handwerkskunst bei der Rum-Herstellung, mit der die Kreation einzigartiger und ausgewogener Rumsorten ermöglicht wird. Das Rum Blending bezieht sich auf den Prozess des Mischens verschiedener Destillate und/oder Rumsorten, um eine harmonische und qualitativ hochwertige Endmischung zu erreichen. Das Ziel ist es, bei einem Produkt immer wieder (fast) denselben Charakter zu erhalten und unter Berücksichtigung der Kundenerwartungen/Zielgruppe und des gewünschten Resultats die passenden Komponenten miteinander zu vermählen. Dieser Prozess erfordert nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch sensorisches Feingefühl, um die verschiedenen Aromen und Geschmacksprofile zu verstehen und zu kombinieren. Man muss also im wahrsten Sinne des Wortes "den richtigen Riecher" haben…

Eine kurze Begriffserklärung:

Der Begriff "Blend" aus dem Englischen bezieht sich auf die Mischung unterschiedlicher Destillate. Ein Blended Rum kann Rums aus verschiedenen Fassarten, Jahrgängen oder Destillerien kombinieren. Im Französischen wird zum Teil der Begriff Cuvée bevorzugt, im Deutschen kann man von einem Rum Verschnitt sprechen. Um den Vorgang kümmert sich meist der sogenannte Master Blender.

"Blending" ist die eigentliche Handlung des Mischens. Blending ermöglicht es den Master Blendern, die einzigartigen Eigenschaften verschiedener Destillate zu kombinieren und so einen komplexen, ausgewogenen und hochwertigen Endprodukt zu schaffen. Teilweise wird statt Blended oder Blending von Vermählung gesprochen.

Rumflasche Moodbild mit einem kleinen Seil und einem Glas daneben
Rum wird aus einer Distillerie in ein Glas abgefüllt

Es gibt mehrere Arten von Rum Blends:

Single Blends entstehen durch das Kombinieren von Rumsorten aus einer einzigen Destillerie. Obwohl es sich um eine Mischung handelt, stammen alle Komponenten aus dem gleichen Ort. Multi Blends enthalten stattdessen Rums mehrerer Destillerien. Dies ermöglicht eine breitere Geschmackspalette, da unterschiedliche Herstellungsstile und Terroirs einfließen. Karibischer Rum wird nicht oft so produziert, aber ein Beispiel für solche Verschnitte wäre z. B. schottischer Whisky wie Vatted Malt von einem unabhängigen Abfüller.

 

Aged Blends wiederum entstehen durch das Mischen von Rums unterschiedlicher Altersstufen. Dies ist bei Rum oft der Fall. Ist eine Altersangabe in Jahren vorhanden, dann bezieht sie sich auf das Mindestalter, sodass ein solcher Blend auch länger gelagerte Destillate umfassen kann. Durch die Kombination von jungen und alten Rums entsteht faszinierender Genuss, der jugendlich frische und reife sowie komplexe Eigenschaften in sich vereint. Übrigens kann ein Rum Blend unterschiedliche Rumstile in sich vereinen, beispielsweise leichten Rum aus dem column still und schweren Rum aus dem pot still.

 

Die Ausnahme der Regel stellen Solera Blends dar. Ein Solera Rum ist auch immer ein Blended Rum, aber bei ihm ist die Vorgehensweise anders. Mehrmals wird einem Fass etwas des Inhaltes entnommen und in ein anderes Fass einer pyramidenförmigen Reihe umgefüllt. Diesen Vorgang wiederholt man bis zum Abfüllen, sodass kurz, mittellang und lang gereifte Rums zueinanderfinden. Interessanterweise bezieht sich bei einem im Solera-Verfahren hergestellten Blend die Altersangabe auf das Maximum. Nur ein sehr geringer Anteil des Verschnitts verbrachte so viele Jahre in Eichenfässern, wohingegen die restlichen Komponenten jünger sind.

Wie funktioniert das Blending von Rum?

Zuerst geht es an die Auswahl der Rumsorten durch den Master Blender, der hierfür mehrere Fassinhalte aussucht. Dann steht die sensorische Analyse mit Nosing und Tasting an, wie bei einer Rum-Verkostung. Der Experte untersucht die individuellen Eigenschaften und achtet z. B. auf Geschmacksnoten wie fruchtig, würzig, süß. Es werden anschließend kleine Probenmischungen erstellt, um verschiedene Verhältnisse der ausgewählten Rums zu testen. Nachdem die endgültige Mischung gefunden wurde, kann der Rum noch eine gewisse Zeit ruhen oder weiter reifen. Diese zusätzliche Zeit ermöglicht es den verschiedenen Komponenten, sich harmonisch zu vereinen. Man spricht zum Teil von einem "marrying". Ab und zu erhalten die Destillate nach dem Vermählen die Chance, in einer anderen/besonderen Fassart für ein Finishing gemeinsam nachzulagern, z. B. in Sherryfässern.

Blends von bekannten Rummarken

  1. Havana Club: Diese Rummarke aus Kuba bietet eine Reihe von Blends, darunter den berühmten Havana Club Rum Anejo 3 Anos und den Havana Club Rum 7 Jahre.
  2. Ron Zacapa: Die Marke Ron Zacapa Rum aus Guatemala ist für ihre exquisiten Blends, insbesondere den Ron Zacapa Centenario Sistema Solera 23, weltweit bekannt. Hierbei handelt es sich um einen Solera-Blend!
  3. Botucal Rum: Diese Rummarke aus Venezuela wird u. a. für ihre ausgefeilten Blends wie den Ron Botucal Reserva Exclusiva und den Mantuano geschätzt.
  4. Don Papa: Zu den beliebten Blends gehört auch diese Marke, deren Don Papa Rum von den Philippinen zum Teil Destillate aus verschiedenen Fassarten in sich vereint. Es kommen sogar Weinfässer zum Einsatz.

Genau genommen kannst Du davon ausgehen, dass fast jeder karibischer Rum im Handel ein Rum Blend ist. Die rare Alternative zu Blended Rum sind Einzelfassabfüllungen (Single Cask Rum).

Moodbild - Shräg gehaltenes Glas mit Rum drin
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