Eine Ode an das Zuckerrohr:

Rum aus Martinique

Den Rums aus aller Welt ist eines gemeinsam: Sie basieren zwangsläufig auf Zuckerrohr. In den meisten Fällen dient Melasse als Rohstoff. Dabei handelt es sich um ein Beiprodukt der Zuckergewinnung. Der Rum aus Martinique stellt eine faszinierende Ausnahme dar. Was ist sein Erfolgsgeheimnis?

10 interessante Fakten zum Martinique Rum

1. Wie der Rum aus Guadeloupe wird Rum aus Martinique aus vergorenem Zuckerrohrsaft statt aus Melasse oder aus Zuckerrohrhonig hergestellt. Die Wahl des Rohstoffes wirkt sich durchaus auf das Endergebnis aus, wobei selbstverständlich zahlreiche andere Faktoren wie die Art und Dauer der Reifelagerung einen Effekt auf das Aroma und den Geschmack ausüben. Generell empfindet man Rhum Agricole wie Rum aus Martinique als weniger süffig und süß als Melasse Rum und dafür komplexer sowie trockener. Fruchtige Noten dominieren, manchmal durch etwas Grasiges ergänzt.

2. Rum aus Martinique wird aufgrund des Rohstoffes in die Kategorie Rhum Agricole eingestuft. Hierzulande spricht man auch von Agricole Rum. Aus dem Französischen übersetzt handelt es sich um "landwirtschaftlich" hergestellten Rum, was mit dem Rohstoffe zu tun hat. Die meisten Destillerien von Martinique Rum beziehen das Zuckerrohr vor Ort von den eigenen Plantagen oder aus der Region.

3. Warum aber eigentlich die französische Bezeichnung Rhum Agricole aus Martinique? Die Insel ist nicht nur Teil der Kleinen Antillen rund 400 km nördlich von südamerikanischen Ländern wie Venezuela, sondern auch gleichzeitig der französischen Antillen im Osten der Karibik und damit eines der Übersee-Départements Frankreichs. Dies hat Martinique mit Guadeloupe gemeinsam, wo ebenfalls unter diversen Richtlinien Agricole-Rum produziert wird.

Rum

4. Verbunden war die Entwicklung hin zum Rum aus Zuckerrohr im 18. und 19. Jahrhundert übrigens mit zwei Faktoren aus Frankreich: Einerseits setzte sich Napoleon für den Anbau von Zuckerrüben ein, was die Zuckergewinnung aus Zuckerrohr der tropischen Kolonien minderte. Andererseits wollte man die heimische Alkoholproduktion wie Weinbrände unterstützen und führte weniger Rum ein. Haiti und Reunion schlossen sich Martinique und Guadeloupe mit Inseln wie Marie-Galante an. Auch Mauritius produziert bis heute teilweise Rhum Agricole.

5. Geht es um Rum aus der Karibik, denken die meisten sofort an Jamaika, Kuba, Barbados, die Dominikanische Republik… Aber wusstest Du, dass Martinique mehr Destillerien beherbergt als kaum eine andere Insel im karibischen Raum? Wer karibischen Rum kaufen will, wird also bei zahlreichen Brennereien fündig.

6. Feiner Rum aus Martinique wird zum Teil als Vintage Rum angeboten, mit dem Begriff Rhum Millésimé gekennzeichnet. Solcher Jahrgangsrum basiert aus Zuckerrohr aus einem Erntejahr und in eben jenem Jahrgang fanden auch die Destillation und der Beginn der Lagerung in Eichenfässern statt. Die klimatischen Voraussetzungen in dem jeweiligen Jahr haben natürlich Spuren am Zuckerrohr und am Martinique Rum hinterlassen.

7. Weitere französische Begriffe sind ebenfalls ein Hinweis darauf, um welche Art von Rum es sich handelt. Rhum Blanc bezieht sich z. B. auf klaren Rum. Solcher weißer Rum wurde nach der Destillation nicht gelagert. Rhum Vieux hingegen ist dunkler, gereifter Rum aus Martinique, gefolgt vom noch älteren Très Vieux. Und dann gibt es da noch den edlen Hors d'Age Rum, der mindestens 10 bis 15 Jahre in Holzfässern verbrachte und sich einen Platz im Premium-Segment verdient hat. Vergleichbar mit dem typisch französischen Cognac haben sich zudem die Buchstabenkürzel VS (mindestens 3 Jahre), VSOP (mindestens 4 Jahre) und XO (mindestens 6 Jahre) für ein aufsteigendes Alter eingebürgert.

Zuckerrohr

8. Wir verdanken den heutigen Erfolg von Rum aus Martinique vor allem einer Person: einem Geistlichen aus Frankreich namens Pater Labat. Er brachte im 17. Jahrhundert Brennapparate auf die Insel. Eigentlich waren sie zum Brennen von Alkohol für medizinische Zwecke gedacht, aber im Laufe der Zeit begann man mit der Destillation von Rum. Seinem Einfluss auf die Rum-Geschichte zollt eine Marke Tribut, die nach ihm benannt ist: Père Labat.

9. Rhum Agricole im Allgemeinen unterliegt diversen Vorschriften. Nirgendwo sind sie strikter als beim Rum aus Martinique. Die Herstellung erfolgt so geregelt, dass der Martinique Rum AOC-Status genießt wie so manch ein Wein aus Frankreich. AOC steht für Appellation d'Origine Contrôlée und damit für eine kontrollierte Herkunftsbezeichnung. Seit 1997 ist diese Kennzeichnung ein Muss für Rhum aus Martinique und gilt als Synonym für authentischen, hochwertigen Genuss mit einem gewissen Terroir-Charakter.

10. Wenn Du Rum aus Martinique kaufen willst, fehlt es wahrlich nicht an Auswahl. Neben Pere Labat warten unglaublich viele Marken darauf, entdeckt zu werden: Trois Rivieres, Depaz, Clement Rhum, H.S.E. (Habitation Saint Etienne), Rhum J.M., Rhum Dillon, Saint James Rhum, La Mauny, Neisson… Vergiss nicht, dass Du dir hiermit immer Genuss mit Seltenheitswert gönnst, denn immerhin macht der Rhum Agricole nicht einmal 5 % der globalen Gesamtproduktion an Rum aus. Neben den Highlights zum pur Trinken und den mixbaren Multitalenten gibt es die eine oder andere aromatisierte Spiced Spirituose auf Rum-Basis.

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